Sehr geehrter Herr Olbrich, sehr geehrte Leserinnen und Leser,
zum gegenwärtigen Zeitpunkt verpresst niemand im Land Brandenburg CO2 im Sinne einer Endlagerung. In der laufenden Wahlperiode hat dies auch niemand vor. Die Landesregierung setzt sich in Umsetzung des Koalitionsvertrages für die Erprobung und Demonstration der CCS-Technologie in Brandenburg ein. Für eine Speicherung gibt es gegenwärtig weder gesetzliche Regelungen noch ausreichende Antworten auf offene Fragen. Deshalb unterstützt die Landesregierung Projekte zur Erforschung der CO2-Speicherung, um die offenen Fragen zur Anwendung der CCS-Technologie klären zu können.
Gleichzeitig unterstützt die Landesregierung Forschungen und Projekte zur stofflichen Nutzung von CO2. Dies entspricht ihrer langfristigen Strategie für ein CO2-Management, das auf den Säulen Vermeidung, Speicherung und Verwertung beruhen sollte. Angesichts des Klimawandels ist das Interesse an neuen Möglichkeiten zu einer stofflichen Nutzung von CO2 in den letzten Jahren weltweit stark gestiegen. Unter den Wissenschaftlern besteht weitgehend Konsens, dass die CO2-Verwertung ein wichtiger Baustein zur Reduzierung der CO2-Emissionen in der Atmosphäre und ebenso zur nachhaltigen Verwertung unserer Kohlenstoff-Ressourcen bzw. Substitution von endlichen fossilen Rohstoffen werden kann.
Gleichzeitig ist jedoch auf dem Weg zu nachhaltigen Nutzungskonzepten noch viel Forschung notwendig. Neben den bereits praktizierten Einsatzmöglichkeiten von CO2 als technisches Gas, z. B. zur Trockeneisproduktion, oder in Gewächshäusern zur Verbesserung des Pflanzenwachstums werden derzeit insbesondere zwei weitere Möglichkeiten untersucht. Das ist zum einen die chemische Aufbereitung. CO2 könnte als Kohlenstofflieferant für verschiedene Produkte wie Ameisensäure oder Polycarbonate, aber auch zur synthetischen Kraftstoffherstellung dienen. Zum anderen gilt die biologische CO2-Nutzung als vielversprechende Zukunftsvision. Hierbei würden genetisch optimierte Mikroorganismen Kohlendioxid aufnehmen und daraus gefragte Chemikalien herstellen. Auch in Brandenburg wird an entsprechenden Verfahren geforscht, wie z. B. an der von Ihnen genannten Nutzung von Algen zur CO2-Bindung oder an der hydrothermalen Karbonisierung von anderweitig nicht nutzbarer Biomasse in Biokohle.
Forscher und Politiker sind sich jedoch überwiegend einig, dass sich die Klimaproblematik durch die stoffliche Nutzung von CO2 allein nicht lösen lässt. Es kann nach dem derzeitigen Erkenntnisstand nicht erwartet werden, dass bis zum Jahr 2050 durch die stoffliche CO2-Nutzung signifikante Mengen der weltweit freigesetzten CO2-Emissionen gebunden werden können. So wird für Deutschland davon ausgegangen, dass die Industrie bis zu zehn Millionen Tonnen CO2 im Jahr umwandeln könnte, das wären gemessen an den heutigen CO2-Emissionen rund 1,2 Prozent. Die Reduzierung der CO2-Emissionen um 80 bis 85 Prozent bis zum Jahr 2050 gegenüber 1990 sehen die Klimaforscher jedoch als zwingende Voraussetzung, den mittleren Temperaturanstieg auf der Erde auf maximal 2 ºC zu begrenzen. Deshalb bedarf es der Anstrengungen auf allen drei Feldern – der Vermeidung, der Speicherung und der Verwertung von CO2.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Carsten Enneper - Abteilungsleiter Wirtschafts- und Energiepolitik Ministerium für Wirtschaft und Europaangelegenheiten des Landes Brandenburg
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