Liebe Leserinnen und Leser,

auf dieser Website konnten Sie bis Mai 2015 eigene Beiträge zum Thema “Energiepolitik für Brandenburg” einstellen.

Auf seiner Website wird das Ministerium für Wirtschaft und Energie weiterhin über wirtschafts- und energiepolitische Themen informieren. Dort finden Sie auch eine Übersicht von Fragen und Antworten zur Energiestrategie 2030.

Ihre weiteren Fragen und Anregungen nehmen wir gerne über die Adresse energiedialog@mwe.brandenburg.de entgegen.

Beantwortet
Autor Jörn Agsten am 16. März 2012
7856 Leser · 3 Stimmen (-0 / +3) · 0 Kommentare

Konventionelle Kraftwerke

Blick über die Grenzen,andere Länder gehen andere Wege.

Die BBC-Radio4 brachte vor kurzem einen Beitrag mit dem
Titel:Nuclear Power Without Nasties?,zu Deutsch: Kernenergie ohne Schmutz. Ich habe diesen Beitrag aufgezeichnet und auch der örtlichen Schule zur Verfügung gestellt, da er in gutem Englich gesprochen wird. Andere Länder, besonders die Schwellenländer Indien, China, auch Russland entwickeln einen auf Thorium basierenden Hochtemperaturreaktor, der Kugelreaktor in Hamm scheiterte an technischen Mängeln. Der Versuch, die Sonne in gebändigter Form auf die Erde zu holen, ist durchaus reizvoll,der erste Versuch mit den derzeitigen Reaktortypen war nicht glücklich, der Fusionsreaktor lässt noch auf sich warten; der Energiehunger der Schwellenländer treibt diese zur raschen Entwicklung weniger gefährlicher Reaktortypen, die keine strahlenden Abfälle, die 100000-Jahre strahlen, hinterlassen. Mittels Protonenbeschleunigern kann dieser langstrahlende Abfall der jetzigen Reaktoren in Abfall mit viel kürzerer Halbwertszeit gewandelt werden. Ich habe für den Physiklehrer das entsprechende Informationsmaterial aufbereitet, das ich gerne zur Verfügung stelle, es findet sich
auch bei Wikipedia. Der deutsche Alleingang verhindert offensichtlich auch den Blick über die Grenzen, ich bin kein Gegner erneuerbarer Energien, die ungelösten Speicherprobleme dieser Energieform und der mögliche Ersatz der AKWs durch Kohlekraftwerke, die ökologisch fragwürdig sind, ermuntern, sich umzuschauen ohne ideologische Scheuklappen!
Von National Public Radio (USA) steht ein ausführlicher Bericht über den Reaktorunfall in Fukushima zur Verfügung den auch die Schule erhielt (3/4Std).
Kernenergie nie wieder?

Mit freundl. Grüßen,
Jörn Agsten.

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Antwort
von Dr. Günter Hälsig am 27. April 2012
Dr. Günter Hälsig

Sehr geehrter Herr Agsten,

unabhängig von der in Deutschland bestehenden tiefen Kluft zwischen Befürwortern und Gegnern der Nutzung der Atomkernenergie für die Energieerzeugung hat sich das Land Brandenburg bereits mit der Neugründung im Jahre 1990 nicht nur aufgrund fehlender Leistungsreaktoren für eine Energiepolitik ohne die friedliche Nutzung der Atomkernenergie entschieden.

Die Anwendung der Atomkernspaltung zur Energiegewinnung ist unbestritten als eine Hochrisikotechnologie anzusehen. Dabei existieren nicht nur Risiken beim unmittelbaren Prozess der Energiegewinnung im Reaktor. Auch die Prozesse im so genannten Kernbrennstoffkreislauf können bei Unfällen erhebliche negative Auswirkungen auf den Menschen und die Umwelt auslösen.

In Deutschland haben das Sicherheitsbewusstsein und die technischen Sicherheitsvorkehrungen ein hohes Niveau erreicht. Unabhängig davon bleibt immer ein Restrisiko bestehen. Dieses Risiko möchte unsere Gesellschaft, insbesondere nach dem nuklearen Unfall am Standort Fukushima Daiishi, nicht mehr tragen. Der im vergangenen Jahr von der Bundesregierung beschlossene Ausstieg ist die politische Konsequenz daraus. Damit scheint die Grundlage für einen gesellschaftlichen Konsens erreicht zu sein.

Die Zuversicht, dass Reaktoren neuer Generationen mit entsprechender Sicherheitstechnik entwickelt werden, um so das Problem der radioaktiven Strahlung zu lösen, teile ich nicht. Auch die Hoffnung, dass die Fusionstechnik alle Fragestellungen der jetzigen Nutzung der Atomkernspaltung (Anfall radioaktiver Abfälle, Möglichkeit unkontrollierter Kernspaltung bei Unfällen mit Auswirkungen auf den Menschen und die Umwelt) beantworten kann, ist nach meiner Auffassung mindestens für die nächsten ca. 40 Jahre unrealistisch. Gleiches gilt auch für die sogenannte Transmutation radioaktiver Nuklide. Schon in den siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts haben Wissenschaftler diesen Gedanken verfolgt. Leider zeigen diese Bemühungen bisher keinen greifbaren Erfolg.

Ob nun gerade in Deutschland eine Renaissance dieser Form der Energiegewinnung in den nächsten 20 bis 30 Jahren zu erwarten ist, scheint mir eher unwahrscheinlich.

Allen sollte aber bewusst sein, dass in Europa langfristig weiterhin Atomkernkraftwerke betrieben werden. Das Sicherheitsbewusstsein, aber auch die Weiterentwicklung der entsprechenden Sicherheitstechniken muss deshalb weiterverfolgt und vorangetrieben werden. Es ist jedoch zu befürchten, dass Deutschland mit seinem beschlossenen Atomausstieg auf diesem Gebiet zukünftig kein gefragter Diskussionspartner mehr sein wird.

Dr. Günter Hälsig Abteilungsleiter Umwelt, Klimaschutz, Nachhaltigkeit Ministerium für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz des Landes Brandenburg