Sehr geehrte Frau Hemstedt,
mit einem Primärenergieverbrauchsanteil von 22,3 % im Energiemix der Bundesrepublik ist Erdgas eine wesentliche Komponente zur Strom- und Wärmeproduktion sowie als Grundstoff für die Industrie und als Kraftstoff für den Verkehrssektor.
Dennoch ist die Versorgungssicherheit Brandenburgs bzw. Deutschlands gegenwärtig nicht gefährdet. Dies betrifft insbesondere die Versorgung der privaten Haushaltskunden.
Deutschland importierte in 2012 38,2 % des benötigten Erdgases aus Russland, die übrigen 49,8 % aus anderen Ländern, vor allem aus Norwegen und den Niederlanden. Deutschland besitzt ein diversifiziertes Pipelinesystem und ist mit allen umliegenden Ländern gut vernetzt.
Beim saisonalen Ausgleich von Produktions- und Verbrauchsschwankungen und für die Gewährleistung der Versorgungssicherheit spielen Erdgasspeicher eine wichtige Rolle. Deutschland hat die größten Erdgasspeicherkapazitäten in der EU und die viertgrößten weltweit. Ende 2013 befanden sich in Deutschland 51 Erdgasspeicher im Betrieb, deren maximale Speicherkapazität statistisch gesehen für etwa 80 Tage Vollversorgung reichen würde. In den nächsten Jahren soll das Speichervolumen weiter erhöht werden.
Auf einen Krisenfall ist Deutschland mit dem Präventions- und dem Notfallplan Gas des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) vorbereitet. Der Präventionsplan Gas enthält gezielte Maßnahmen, um möglichen Versorgungskrisen vorzubeugen, sie bereits frühzeitig zu erkennen, abzuschwächen und im besten Fall zu verhindern. Der Notfallplan Gas beschreibt wiederum das konkrete Vorgehen im Krisenfall. Die im Dezember 2014 aktualisierten Pläne sind auf der Internetseite des BMWi veröffentlicht.
Bereits im Sommer 2014 haben 38 EU-Mitgliedstaaten angesichts der Entwicklungen in der Ukraine sogenannte Gas-Stresstests durchgeführt und dafür verschiedene Krisenfälle und konkrete Ausfallsituationen simuliert. Dazu zählen ein vollständiger Lieferstopp sowie die Unterbrechung der russischen Gasimporte für einen Zeitraum von einem oder sechs Monaten. Die Ergebnisse hat die EU-Kommission im Internet veröffentlicht. Die Schaffung einer „Europäischen Energieunion“ bedeutet in diesem Zusammenhang eine verstärkte Zusammenarbeit der Mitgliedsstaaten zur Stärkung der Unabhängigkeit der Energieversorgung.
Trotz des stabilen Niveaus der Lieferungen nach Deutschland beobachtet die Bundesregierung die Lage sehr genau und steht im engen Austausch mit der EU-Kommission und den anderen Mitgliedstaaten.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Carsten Enneper
Abteilungsleiter Wirtschafts- und Energiepolitik
Ministerium für Wirtschaft und Energie
des Landes Brandenburg
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