Sehr geehrte Frau Hoffmann,
Sie kritisieren vollkommen zu Recht, dass in den Medien nahezu ausschließ- lich die installierte Leistung* als Parameter herangezogen wird und nicht die Jahresarbeit** von Windenergieanlagen. Gemäß der Jahresabrechung der 50Hertz Transmission GmbH für das Jahr 2011 betrug die installierte Leistung der Windenergieanlagen in Brandenburg 4.527 MW. Mit diesen Windenergieanlagen wurde eine Jahresarbeit von 8.684 GWh an Strom in das öffentliche Netz eingespeist. Würde man - was natürlich nur ein theoretischer Ansatz sein kann - diese Stromproduktion konstant über ein Jahr (8760 h) verteilen, errechnet sich eine kontinuierliche Windenergie- leistung von ca. 990 MW.
Die Windenergie ist auf Grund der fluktuierenden Einspeisung und der bislang unzureichenden Speicherkapazitäten bisher nicht grundlastfähig*** . Erste Speicheransätze erfolgen in Brandenburg in einem Hybridkraftwerk in der Uckermark. Hier wird überschüssiger Windstrom in speicherbaren Wasserstoff umgewandelt. Im Bedarfsfall wird dieser Wasserstoff über ein Blockheizkraft- werk wieder zur Stromerzeugung genutzt. Ungeachtet dessen leistet die Windenergie - und das in steigendem Maße - einen Beitrag beim Einsparen der endlichen fossilen Energieträger. Gleichzeitig wird ein wichtiger Beitrag zum Umweltschutz geleistet, da CO2 Emissionen vermieden werden. Allein im Jahr 2011 wurden in Deutschland durch den Einsatz der Windenergie rund 35,2 Mio. Tonnen an Treibhausgasen vermieden.
Die im Land Brandenburg errichteten Windenergieanlagen können ein 1000 MW großes Atomkraftwerk ersetzen, wenn man die Jahresstromproduktion als Bezugsgröße verwendet. Windenergieanlagen ohne Speichertechnologien sind hinsichtlich der Verfüg- barkeit bei der Strombereitstellung gegenüber Atomkraftwerken (mit den Brennstäben als Energiespeicher) im Nachteil. Bei der Diskussion über die Stromversorgung sollten immer auch die Gefahren, die von Atomkraftwerken ausgehen, berücksichtigt werden. Die Reaktorkatastrophe von 2011 im japanischen Fukushima ist ein aktuelles Beispiel.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Carsten Enneper Abteilungsleiter Wirtschafts- und Energiepolitik Ministerium für Wirtschaft und Europaangelegenheiten des Landes Brandenburg
- Installierte Leistung kennzeichnet die maximale elektrische Leistung (die Nennleistung) der in einem Kraftwerk installierten Generatoren. Sie wird in den Einheiten Kilowatt, (kw), Megawatt (MW) oder Gigawatt (GW) angegeben.
** Jahresarbeit ist die Gesamtzahl der elektrischen Arbeit, die im abgelaufenen Kalenderjahr in das Stromnetz eingespeist wurde. Sie wird in den Einheiten Kilowatt, (kw), Megawatt (MW) oder Gigawatt (GW) angegeben.
*** Grundlast bezeichnet die Belastung eines Stromnetzes, die während eines Tages nicht unterschritten wird.
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