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Beantwortet
Autor Andreas Müller am 27. Mai 2010
8299 Leser · 85 Stimmen (-24 / +61)

Planen und Bauen

(Grün) Flächenverbrauch in Münster

Sehr geehrter Herr Lewe,

als begeisterter Fahrradfahrer und gebürtiger Münsteraner stelle ich fest, dass immer mehr Grünflächen im Stadtgebiet von Münster verschwinden (Stubengasse, Industriepark Amelsbüren, Ausbau der Umgehungstrasse, ...)
Was wird gegen diesem Trend getan (Wiederverwendung von Industrieflächen, ...)?
Was wird für den öffentlichen Nahverkehr getan (z.B. weitere innerstädtische Haltestellen im Schienenverkehr - Gremmendorf, Preussenstadion, ...) ?

MfG Andreas Müller

+37

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Antwort
von Markus Lewe am 23. Juni 2010
Markus Lewe

Sehr geehrter Herr Müller,

Ihr Anliegen umfasst zwei komplexe Themengebiete. Zunächst werde ich deshalb auf Ihre Frage zum Verschwinden von Grünflächen in Münster eingehen:

Münster ist Oberzentrum mit einer hohen Anziehungskraft und vielfältigen Versorgungsfunktionen - auch über die Grenzen des Münsterlandes hinaus. Unsere Stadt zeichnet sich erfreulicherweise durch eine wachsende Einwohnerzahl aus.

Neben den vielen Studierenden, die nach Münster an die Hochschulen kommen und häufig auch bleiben, finden hier auch Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus der ganzen Welt hervorragende Rahmenbedingungen vor. Wir tun als Stadt alles, um kreative, Münster bereichernde Menschen zu gewinnen. Denn nur auf diese Weise können wir Münsters Zukunft als wachsende Stadt in Europa sichern. Das hat zum Beispiel den positiven Effekt, dass Münster eine der jüngsten Städte ist: Das Durchschnittsalter ihrer Bewohnerinnen und Bewohner liegt bei 41,2 Jahren.

Gleichzeitig macht aber auch die sogenannte Stadt-Land-Wanderung, also die Abwanderung der städtischen Bevölkerung in das städtische Umland, vor Münster nicht halt. Diese Entwicklungen haben natürlich zur Konsequenz, dass immer Flächen für die Bereitstellung von attraktiven Wohnungen und Arbeitsplätzen im gesamten Stadtgebiet benötigt werden.

Ein gutes Beispiel hierfür ist das ehemalige Kasernengelände Loddenheide mit seiner Verwandlung in einen durchgrünten Industrie-, Gewerbe- und Dienstleistungs-Park. Oder denken Sie an die baulichen Entwicklungen in der Innenstadt mit der Stubengasse: hier ist aus einem ehemals versiegelten Parkplatz ein völlig neues Stadtquartier entstanden.

Von vielen Münsteranern höre ich immer häufiger, dass sie das Gefühl haben, an dieser Stelle hätte nie etwas anderes gestanden. Auch das Quartier Stadthäfen wird unter diesen guten Vorzeichen für sinnvolle Nutzungen vorbereitet.

Ein weiterer, wesentlicher Punkt für unsere Zukunftssicherung in Münster ist die Schaffung neuer Industriegebiete wie des Hansa-Business-Parks in Amelsbüren. Nur wenn wir den Anforderungen der heimischen Wirtschaft mit einer adäquaten Flächenvorsorge begegnen, können wir auch zur Standortsicherung der Unternehmen einen Beitrag leisten. Im Klartext heißt das: wir sichern und schaffen hiermit Arbeitsplätze. Der Standort Hansa-Business-Park bietet darüber hinaus die seltene Möglichkeit des Anschlusses an alle drei Hauptverkehrsträger (Autobahn, Schiene, Kanal). Viele andere Städte beneiden uns um diese Möglichkeit.

Unsere Fachleute sind grundsätzlich bemüht, neue Siedlungsflächen nur dort umzusetzen, wo es unter Umweltgesichtspunkten auch am ehesten verträglich ist. Im Übrigen werden für jede Baumaßnahme, durch die bisherige Freiflächen verloren gehen, Ausgleichsmaßnahmen (zur Kompensation des Eingriffs) durchgeführt.

Sie interessieren sich außerdem dafür, inwieweit sich die Stadt Münster für den öffentlichen Nahverkehr einsetzt.
Planerische Grundlagen für die Bereiche Öffentlicher Personennahverkehr (ÖPNV) und Schienenpersonennahverkehr (SPNV) sind:

• der 1. Zwischenbericht zum Verkehrsentwicklungsplan Münster 2025 (veröffentlicht Anfang 2010),
• der 2. Nahverkehrsplan Stadt Münster 2006,
• der Nahverkehrsplan des Nahverkehrsverbandes Westfalen-Lippe (zurzeit in Überarbeitung) sowie
• der Flächennutzungsplan der Stadt Münster (Fortschreibung 2004).

Die darin enthaltenen Handlungskonzepte für den ÖPNV und den SPNV werden soweit möglich umgesetzt.
Unsere Stadt kümmert sich gemeinsam mit den Münsterlandkreisen intensiv um den regionalen Bus- und Schienenverkehr. Nicht zuletzt deshalb konnten die Fahrgastzahlen im regionalen ÖPNV/SPNV von 1982 bis 2007 von ca. 45.000 Fahrgästen pro Tag auf über 70.000 Fahrgäste pro Tag gesteigert werden. Das liegt zum Beispiel an einem deutlich verbesserten Taktangebot, an modernen Fahrzeugen und attraktiven Fahrpreisangeboten, wie z. B. dem Semesterticket oder dem Jobticket.

Mir persönlich ist dabei ganz besonders wichtig, dass wir - trotz schwieriger finanzieller Rahmenbedingungen - auch künftig diese Angebote erhalten und nach Möglichkeit weiter ausbauen werden. Schließlich wird damit das wichtige Klimaschutzziel verfolgt, auch den Pendlerverkehr zunehmend stadt- und umweltverträglicher zu gestalten.

Ein besonderer Aspekt ist hierbei der Ausbau vorhandener (Zentrum Nord) und der Neubau von Haltepunkten (Roxel, Mecklenbeck). Die gegenwärtige Planung sieht für diese Maßnahmen eine Umsetzung in den nächsten fünf Jahren vor. Diese wird durch den Nahverkehrsverband Westfalen-Lippe finanziert. Demgegenüber ist der Haltepunkt "Preußenstadion" aufgrund fehlender Nachfragepotentiale zurzeit eine Planungsoption für die Zukunft.

Zudem wird gerade durch den Zweckverband SPNV Münsterland das aus dem Jahr 1999 stammende Gutachten zur Reaktivierung der Westfälischen Landes-Eisenbahn (WLE) untersucht. Hiervon sind wesentliche Erkenntnisse für die Machbarkeit einer möglichen Wiederaufnahme des Schienenpersonennahverkehrs auf dem Abschnitt Münster - Sendenhorst - Neubeckum zu erwarten. Die Ergebnisse des Gutachtens liegen voraussichtlich im Herbst 2010 vor.

Genau wie der regionale Nahverkehr konnte auch der städtische ÖPNV, betrieben durch die Stadtwerke Münster, durch zahlreiche Angebotsmaßnahmen (Taktverdichtung, Ticketing, Service und Vertrieb) seine Kundenzahlen kontinuierlich auf aktuell 100.000 Fahrgäste pro Tag steigern. Dazu gehören auf der Angebotsseite die Umsetzung von Maßnahmen des zweiten Nahverkehrsplans, die kundenfreundliche Optimierung der Anschlüsse mit dem SPNV und eine weitere Verdichtung des Angebotes auf den starken Nachfrageachsen. Darüber hinaus werden laufend preislich attraktive Angebote entwickelt, die den dauerhaften Umstieg auf den ÖPNV unterstützen. Dies wird begleitet durch einen Ausbau des Vorverkaufsnetzes, das auf den persönlichen Verkauf in Geschäften setzt.

Wie Sie sehen: Eine kurze Frage kann manchmal eine ganz schön lange Antwort nach sich ziehen. Falls Sie sich darüber hinaus weiter mit dem Thema "Was wird für den öffentlichen Verkehr getan" auseinandersetzen möchten: Die Broschüren "1. Zwischenbericht Verkehrsentwicklungsplan Münster 2025" und "2. Nahverkehrsplan Münster " mit vielen weiteren Informationen können Sie auf den Internetseiten des Amtes für Stadtentwicklung, Stadtplanung, Verkehrsplanung herunterladen (http://www.muenster.de/stadt/stadtplanung/verkehrsplanung...).

Mit freundlichen Grüßen