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Beantwortet
Autor Daniela Mecheln am 27. Mai 2010
8598 Leser · 170 Stimmen (-46 / +124)

Bildung und Kultur

Kultureller Verlust des Promenadenflohmarktes

Sehr geehrter Herr Lewe,

was gedenken Sie gegen den Kulturellen Verlust für Münster, im Bezug auf die starke Reglementierung des Flohmarktes an der Promenade zu tun?
In verschiedenen Tageszeitungen, Foren und anderen Medien gibt es immer mehr Protest gegen die neuen Regelungen des Promenadenflohmarktes.
Kritisiert wird hier, dass das kulturelle Event am Freitag Abend ganz gestrichen worden ist, die Standplätze nicht mehr kostenlos sind (was für Einkommensschwache, die damit ihr Budget aufbessern wollen, schon eine Hürde ist), die Plätze nach wenigen Stunden schon vergeben sind, nicht jedem die Möglichkeit zur Verfügung steht sich Online anzumelden, die Spontanität sich kurzfristig zu entscheiden ganz wegfällt und die Situation während des Flohmarktes generell nicht mehr zum kaufen einläd. Letzteres liegt an der beengten Standsituation, die durch die drastische Verkleinerung der Fläche hervorgerufen wird.
Das vielfältige Warenangebot und die kulturelle Begegnung machte für mich den weit bekannten Flohmarkt aus und ist jetzt mit den neuen Regelungen vollkommen in ein einseitiges Ereignis, was sich von anderen kaum abhebt, gewandelt worden.

Mit freundlichen Grüßen
Daniela Mecheln

+78

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Antwort
von Markus Lewe am 21. Juni 2010
Markus Lewe

Sehr geehrte Frau Mecheln,

der Promenadenflohmarkt lockt mit seinem Flair nach wie vor viele Schnäppchenjäger und Händler vor und hinter die Verkaufstische. Das zeigen die Zahlen des Messe und Congress Centrums Halle Münsterland, das als Veranstalterin für den Flohmarkt zuständig ist: Die Nachfrage nach Standplätzen für den Flohmarkt war im Mai wie auch im Juni sehr groß.

Richtig ist allerdings, dass es auch kritische Stimmen gibt. Einige Besucher haben beklagt, dass es auf der Promenade und der Wiese zu eng gewesen sei. Wie die Halle Münsterland berichtet, hat sie darauf bereits reagiert und das Platzangebot zum Flohmarkt am 19. Juni auf unterschiedliche Weise erweitert:

• Mehr Platz für die Hobbytrödler: Die Standflächen wurden von drei auf vier Meter verbreitert.
• Mehr Platz für Schnäppchenjäger: Die Gänge auf der Wiese wurden breiter angelegt.
• Der Flohmarkt wird so groß wie gewohnt: Die Bereiche an der Musikschule und der Tuckesburg wurden wieder ins Flohmarktgeschehen einbezogen.

Der Promenadenflohmarkt soll ein Flohmarkt für alle sein. Vielen Menschen ist es aber nicht möglich, sich bereits mehrere Tage vorher einen Standplatz zu reservieren und diesen durch persönliche Anwesenheit Tag und Nacht zu „verteidigen“. Für sie besteht nun ebenfalls die Chance zur Teilnahme. Und auch hier ist die Resonanz überwiegend positiv: Die Halle Münsterland berichtet über zahlreiche Familien und Berufstätige, die aufgrund der Neuregelungen erstmals wieder am Flohmarkt teilnehmen konnten.

Auch wenn der Internetzugang noch nicht für Jede und Jeden möglich ist – der Anteil derer, die die Möglichkeit haben, sich online für den Flohmarkt anzumelden, ist in Münster sehr groß. Die Anmeldung ist deshalb laut Auskunft der Halle Münsterland das gerechteste Verfahren. Selbst wer bei der Buchung zunächst leer ausgeht, hat noch eine weitere Chance, da 100 Standplätze verlost werden. Darüber hinaus können am Samstagmorgen ab 7.20 Uhr nicht bezogene Stände vor Ort gebucht werden.

In Zusammenhang mit der Anmeldung steht auch die von Ihnen kritisierte Gebühr für die Standplätze: Die Halle Münsterland berichtet, dass sie auf diese Gebühr gerne verzichtet hätte. Allerdings gewährleiste nur sie die Verbindlichkeit der Reservierung. Bei der Befragung der Händler im September 2009 habe sich eine große Akzeptanz für einen Beitrag von fünf bis zehn Euro pro Standmeter gezeigt. Mit 7,50 Euro für den gesamten Stand von vier Metern verlange die Halle Münsterland bewusst eine deutlich geringere Reservierungsgebühr, vor allem aus sozialen Gründen.

Wie Sie vermissen auch viele andere Kritiker den traditionellen Gang über den Nachtflohmarkt am Freitag. Zelten, der Duft von Grillwürstchen, der Klang von Gitarren und spontan gebildeten Chören – das alles hatte ohne Zweifel seinen Reiz. Es wurde allerdings bislang nur geduldet. Denn die Grünanlagen haben ebenso gelitten wie die Anwohner, die sich über Lärm und Müll beschwert haben. Durch die neue Regelung und die tatkräftige Mithilfe der Trödler und Besucher ist es laut Auskunft der Halle Münsterland gelungen, das Müllaufkommen im Mai um sechs Tonnen zu reduzieren.

Dies sind jedoch nur zusätzliche Aspekte, die die Halle Münsterland dazu bewogen hat, die nächtlichen Aktivitäten vorläufig auszusetzen. Entscheidend ist: Als Veranstalter des Flohmarktes hat die Halle Münsterland die Pflicht zur Verkehrssicherung. Sie muss damit rechnen, bei einem Unfall in Haftung genommen werden. Um die Sicherheit aller Händler und Besucher zu gewährleisten, müssten unter anderem sämtliche Flohmarktflächen, Übergänge und Treppen ausreichend be-leuchtet werden – die vorhandene Promenadenbeleuchtung reicht in dieser Hinsicht leider nicht aus. Eine Installation von zahlreichen zusätzlichen Leuchten speziell für den Flohmarktbetrieb bedeutet einen immensen organisatorischen und finanziellen Aufwand.

Ich bin der Meinung, dass die Halle Münsterland nicht zuletzt mit den Nachrüstungen zeigt, dass ihr der Flohmarkt wichtig ist und sie die Bedürfnisse von Besuchern und Händlern ernst nimmt. Darüber hinaus kann ich mir persönlich gut vorstellen, dass in Zukunft einmal ein offizieller Nachtflohmarkt stattfindet - in einem anderen Rahmen und unter Berücksichtigung der Verkehrssicherung.

Unabhängig von den bereits umgesetzten Anpassungen der Halle Münsterland setzt sich die Stadt Münster auch auf politischer Ebene mit dem Thema Flohmarkt auseinander: Eine entsprechende Vorlage wird aller Voraussicht nach im Juli im Hauptausschuss vorgestellt.
Die Vorlage finden Sie dann über den Sitzungskalender unseres Ratsinformationssystems unter http://www.muenster.de/stadt/kv.

Mit freundlichen Grüßen