Sehr geehrter Herr Temme,
herzlichen Dank für Ihre Frage. Ich selbst bin begeisterter Radfahrer und wohne in einem Stadtteil von Münster, daher kann ich Ihr Anliegen bestens nachvollziehen.
Da in Münster der Radverkehrsanteil bei 38 Prozent liegt und damit größer als der Autoverkehrsanteil ist, stehen wir vor der besonderen Herausforderung, den Radverkehr sicher und zügig zu leiten und natürlich auch eine Anbindung der Kernstadt an die Stadtteile zu ermöglichen. In Münster gibt es ca. 416 km Radverkehrsanlagen, vielerorts mit installierten Radverkehrssignalen, die Radfahrern eine möglichst freie Fahrt gewährleisten sollen.
Dieses engmaschige, über 60 Jahre gewachsene Netz, das auch in die Stadtteile reicht, muss als Bestandteil der Verkehrsinfrastruktur sukzessive erneuert werden, kann und wird aber nicht überall und jederzeit den aktuellen baulichen Standards entsprechen.
Seit einigen Jahren wird dieses Verkehrsnetz kontinuierlich überprüft: Der aktuelle bauliche Zustand und mögliche Mängel werden erhoben, priorisiert und vorrangig Mängel der ersten Priorität abgebaut.
Diese Analyse umfasst bislang mehr als die Hälfte des Radwegenetzes. Etwa ein Drittel der dabei festgestellten Mängel der ersten Priorität konnten bislang behoben werden. Nähere Einzelheiten hierzu enthält die derzeit in den politischen Gremien zur Erörterung anstehende Vorlage V/0923/2011 (online im Ratsinformationssystem zu finden unter https://www.stadt-muenster.de/sessionnet/sessionnetbi/vo0...).
Radschnellwege, wie Sie sie fordern, sind zwischen 3,50 m und 4,50 m breit und bilden innerorts in Anbindung zwischen Stadtzentren, Ortsteilen und Nachbargemeinden bundesweit eine neue planerische Herausforderung.
Im Kernstadtbereich von Münster stößt diese Planungsoption jedoch häufig an bauliche Grenzen, insbesondere innerhalb des ersten und zweiten Tangentenrings sowie aufgrund der engen Straßenquerschnitte der historischen Altstadt. Zumal man neben dem Fahrradverkehr auch die Nutzungs-, Funktions- und Sicherheitsansprüche der übrigen Verkehrsarten und Verkehrsteilnehmer (Kfz-, Bus- und Fußgängerverkehr) berücksichtigen muss.
Um dennoch die Erreichbarkeit der Innenstadt bis zu einer (Pendler-)Entfernung von ca. 25 km für das Fahrrad verbessern zu können, bemüht sich die Stadt Münster gegenwärtig um die Förderung einer Modellstudie „Radschnellwege/Velorouten“ beim Bund. Damit soll in einem ersten Schritt die konzeptionelle Grundlage geschaffen werden, das kommunale Radverkehrsnetz der Flächenstadt Münster unter Einbeziehung der Stadtregion, das heißt Stadtgrenzen überschreitend, zukunftsfähig fortzuentwickeln.
Wir setzen also viel daran, den Radverkehr in unserer Stadt nachhaltig zu fördern und unserem Ruf als „Fahrradhauptstadt“ weiterhin gerecht zu werden.
Mit freundlichen Grüßen