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Beantwortet
Autor martin petrick am 23. Juni 2011
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Sonstiges

Maßnahmen gegen massive Vermehrung von Ambrosiapollen/Beifuß

Sehr geehrter Herr Lewe,

meine Frage betrifft die Gesundheit.
Ich beobachte erneut, dass in Münster, vor allem in Neubaugebieten (z.B.Gievenbeck, Sentruper Höhe) zwischen frisch gesetzten Bäumen am Spielplatz Schmeddingstrasse, jedes Jahr ein stärkeres Wachstum von Ambrosia/Beifuß zu sehen ist.

Sicher ist Ihnen bekannt, daß diese Pollenart sehr agressiv ist und bei Allergikern starke Beschwerden hervorruft.

Was unternimmt die Stadt Münster, im Sinne der Allergievorbeugung, gegen diese massive Vermehrung?

Viele Städte, z.B.das "arme" Berlin gehen gegen Ambrosia vor.
In Münster vermehrt es sich munter fort.

Sehr viele Kinder sind heute von Allergien betroffen.
In ihrem und im Interesse aller Allergiker hoffe ich, dass auch die Stadt Münster entsprechende Schritte zur Ambrosiabekämpfung einleitet.

MfG

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Antwort
von Markus Lewe am 17. August 2011
Markus Lewe

Sehr geehrter Herr Petrick,

vielen Dank für Ihre Anfrage. Sowohl der Stadtverwaltung im Gesamten als auch mir persönlich liegt die Gesundheitsvorsorge in Münster sehr am Herzen. Deshalb beobachten wir – genau wie Sie – die Ausbreitung Ambrosia mit großer Sorge und sind der Ansicht, dass hier entsprechende Aufmerksamkeit geboten ist, da der Blütenstaub der Pflanze starke Allergien auslösen kann. Die Ambrosia (Ambrosia artemisiifolia, auch Beifußblättriges Traubenkraut genannt) stammt aus Nordamerika und ist über Südosteuropa zu uns eingewandert. Schwerpunkte der deutschen Pflanzenbestände werden im Mannheimer Raum, in Südbrandenburg, Berlin und Nordost-Bayern beobachtet. Die bis zu 40 Jahre keimfähigen Samen können durch den Transport von Erde und Humus im Bauwesen und in der Landwirtschaft, durch Fahrzeuge und nicht zuletzt durch verunreinigtes Futtermittel und Saatgut verbreitet werden. In Nordrhein-Westfalen und in Münster tritt die Beifuß-Ambrosia bisher erst unbeständig auf.

Die Pflanze blüht eher unscheinbar von Juli bis Oktober und wird bis zu 180 cm hoch. Sie kann bei flüchtigem Hinsehen mit dem Gemeinen Beifuß verwechselt werden, der ebenfalls eine allergene Wirkung hat. Diese Art ist aber einheimisch und kommt vor allem auf Brachflächen häufig vor. Eine Bekämpfung ist nicht möglich und nicht sinnvoll.
Als Spätblüher setzt Ambrosia ihre Pollen in den Monaten August bis Oktober frei, in milden Lagen sogar bis in den November hinein.

In Münster wurden in den vergangenen Jahren zahlreiche Standorte gemeldet – fast ausschließlich auf Privatgrundstücken. An den meisten Stellen hatten die Besitzer vermutlich mit Ambrosiasamen verunreinigtes Vogelfutter ausgestreut. Nach Aussage der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen sind die Fundort-Meldungen seit dem letzten Jahr aber rückläufig.
Ambrosia produziert eine immense Menge an Pollen. Bereits wenige Pollenkörner können die Entwicklung einer Ambrosia-Allergie mit Heuschnupfen und Asthma bewirken. Daher setzen wir uns in Münster seit vielen Jahren aktiv und effektiv dafür ein, die weitere Ausbreitung der Pflanze zu verhindern. Wenn wir hier – gemeinsam mit dem Pflanzenschutzdienst der Landwirtschaftskammer und einer gut informierten und aufmerksamen Bevölkerung – konsequent handeln, können wir einen hohen Aufwand, wie wir ihn seit einigen Jahren bei der Bekämpfung der Herkulesstaude betreiben müssen, noch vermeiden.

Deshalb informiert die Stadt Münster seit 2007 per Pressemeldungen und Faltblättern über die Pflanze und bittet die Bevölkerung um ihre Unterstützung bei der Bekämpfung. Auch die Ausstellung zur Ambrosia im Infopavillon des Botanischen Gartens wurde gemeinsam vom Botanischen Garten der Universität, der Stadt Münster und dem Allergologen Dr. Sinclair La Rosa durchgeführt, um über die Pflanze zu informieren. Ziel war es, vor den Gefahren zu warnen, die Bevölkerung für den richtigen Umgang mit der Pflanze zu sensibilisieren und so die Ambrosia-Einbürgerung zu verhindern.

Dazu ist es unter anderem wichtig, die folgenden Hinweise zu beachten: Auch wenn es das Label „Ambrosia kontrolliert“ trägt, ist handelsübliches Vogelfutter häufig immer noch mit Ambrosiasamen verunreinigt. Vogelfreunden empfehlen wir deshalb, entweder auf die Winterfütterung zu verzichten oder die Fütterung auf Flächen in ihrem Garten zu beschränken, die sie regelmäßig kontrollieren. Um die Verbreitung auch in Zukunft zu verhindern, sollte jede Pflanze nach Möglichkeit vor der Blüte und Samenreife so schnell wie möglich von Nicht-Allergikern und mit der ganzen Wurzel ausgerissen werden. Das zuständige Fachamt rät Allergikern davon ab, diese Arbeit selbst zu erledigen. Vor dem Ausreißen sollte die Pflanze mit einer Plastiktüte umhüllt werden. Blühende Pflanzen sollten am besten am taufeuchten Morgen oder nach einem Regenschauer ausgerupft werden, dann fliegen nicht so viele Pollen. Pflanzenteile ohne Blüten können kompostiert werden, mit Blüten gehören sie in den Restmüll. Beim Ausreißen sollten Handschuhe und bei blühenden Pflanzen auch eine Staubmaske und Schutzbrille getragen werden. Die Bekämpfung größerer Bestände sollte erst nach Bestätigung und Beratung durch die Fachleute in Münster erfolgen.

Wenn Sie Standorte kennen, an denen die Ambrosia wächst, möchte ich Sie bitten, sich unter der Telefonnummer 02 51/4 92-67 27 am Dirk Dreier im Amt für Grünflächen und Umweltschutz zu wenden. Er ist der städtische Ansprechpartner für die Bestimmung der Pflanzen, deren Bekämpfung und Nachsorge auf öffentlichen Flächen. Herr Dreier berät die Bevölkerung und gibt Tipps zur Bekämpfung der Ambrosia auf Privatgrundstücken.

Zur Erforschung der Verbreitung der Beifuß-Ambrosia in Nordrhein-Westfalen bittet der Pflanzenschutzdienst der Landwirtschaftskammer außerdem um die Meldung größerer Ambrosia-Funde. Für eine sichere Identifizierung fügen Sie der Meldung bitte ein aussagekräftiges Foto bei. Diese Fundort-Meldungen werden dann auch für die Aktualisierung der Ambrosia-Verbreitungskarte an das Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen (Julius-Kühn-Institut) weitergeleitet.

Im Internet gibt es weitere Informationen und Bilder unter www.ambrosiainfo.de. Das Meldeformular der Landwirtschaftskammer finden Sie unter http://www.landwirtschaftskammer.de/landwirtschaft/pflanz... .

Mit freundlichen Grüßen