Sehr geehrte Frau Graichen-Drück,
vielen Dank für Ihren Appell, den ich sehr ernst nehme. Die Gleichstellung der Geschlechter ist für mich eine wichtige Aufgabe auf allen Ebenen.
Bei der Entscheidung über die Besetzung der Vorstandsposten der neuen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) war für mich allerdings zunächst wichtig, wie ich die Kompetenz und Expertise der vorhandenen Führungskräfte optimal für die Fusion nutzen kann.
Damit die GIZ von Beginn an – ohne Startschwierigkeiten und Reibungsverluste – erfolgreich arbeiten kann, haben wir uns entschlossen, die jetzige GTZ-Geschäftsführung und die Hauptgeschäftsführer von InWEnt und DED in den neuen Vorstand zu übernehmen. Sämtliche genannten fünf Spitzenpositionen sind mit Männern besetzt – eine Situation, für die unsere Vorgängerregierung die Verantwortung trägt.
Mit den beiden von mir vorgeschlagenen neuen Vorständen möchte ich den Einfluss meines Ministeriums auf die GIZ stärken: Adolf Kloke-Lesch ist ein verdienter ehemaliger BMZ-Abteilungsleiter, er war auch in dieser Funktion schon ein Mann. Anfang des Jahres ist er zur GTZ gewechselt, und Tom Pätz ist Leiter der Projektgruppe Vorfeldreform im BMZ.
Vor diesem Hintergrund gibt es für die Besetzung des neuen Vorstands der GIZ mit Vorstandssprecher und sechs Bereichsvorständen aus meiner Sicht – zur Zeit – keine bessere personelle Alternative. Der Aufsichtsrat hat zudem beschlossen, den Vorstand nach 18 Monaten zu verkleinern und dabei auch zwei Frauen zu berücksichtigen.
Darüber hinaus wird eine einseitig auf das „Thema Gleichstellung der Geschlechter im GIZ-Vorstand“ reduzierte Diskussion der Herausforderung, vor der wir bei der Strukturreform stehen, nicht gerecht: Es geht darum, Doppelstrukturen abzubauen, die politische Steuerung der Entwicklungszusammenarbeit durch die Bundesregierung zu optimieren und gleichzeitig eine effiziente Organisation zu schaffen, die international zum Aushängeschild der deutschen Entwicklungszusammenarbeit werden soll.
Auch vor diesem Hintergrund bitte ich Sie um Verständnis für die Personalentscheidung. Ihre Schlussfolgerung, dass die Entscheidung “keinerlei Sensibilität bezüglich der gemeinsamen Partizipation von Männern und Frauen erkennen lässt“, teile ich in keiner Weise.
Wir werden in der Zukunft schrittweise einen besseren Ausgleich zwischen den Geschlechtern herstellen. Ich habe damit bereits begonnen, zum Beispiel als ich mit Ingrid Hoven als Exekutivdirektorin in der Weltbank erstmals eine Frau in eine herausragende internationale Position gebracht habe.
Ab Januar wird auf Initiative der Parlamentarischen Staatssekretärin Gudrun Kopp Frau Prof. Dr. Weder di Mauro als zusätzliches Aufsichtsratsmitglied in der DEG wirken. Im Zuge unserer großen Reform werden sich weitere Möglichkeiten ergeben, neue Spitzenpositionen mit geeigneten Frauen zu besetzen. Dazu gehört insbesondere die Leitung der neuen „Servicestelle für bürgerschaftliches Engagement“, die wir nächstes Jahr mit etwa 150 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in Bonn errichten werden.