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Beantwortet
Autor G. Graichen-Drück am 01. Dezember 2010
10751 Leser · 41 Stimmen (-0 / +41)

Sonstiges

Gleichstellung der Geschlechter

30.November 2010

Die GIZ: Eine wahrhaftig großzügige Ausstattung mit Geschäftsführern – und nicht einmal eine Alibifrau darunter!

Sehr geehrter Herr Minister Niebel,

als ehemalige Frauenbeauftragte des BMZ und frühere Leiterin des Frauenreferates (das nie so hieß) habe ich intensiv miterlebt und auch mein Teil dazu beigetragen, dass das BMZ allmählich gender bewussst wurde. Seit den 90er Jahren waren viele Kollegen und Kolleginnen beharrlich damit beschäftigt, im Geschlechterdiskurs dicke Bretter zu bohren. Dies sowohl im Inneren des Ministeriums, wo es darum ging, die vorhandenen hoch qualifizierten Frauen mit Führungspositionen zu betrauen als auch bezüglich der Wirkung unserer Arbeit nach außen. Nach und nach lernten dort unsere Partner ebenso wie unsere entsandten Fachkräfte, die Bedeutung der Leistung der Frauen anzuerkennen, in geschlechterspezifischen Zielgruppenanalysen ihre Entwicklungsbemühungen wahr zu nehmen, sie an der Projektdurchführung zu beteiligen und sie zu unterstützen. Wenn auch langsam, so ging es doch stetig voran – gleichberechtigte Teilhabe von Männern und Frauen wurde zum Markenzeichen der deutschen Entwicklungspolitik.

Umso erschreckender ist die Nachricht, dass die so sinnvolle Bündelung der Technischen Zusammenarbeit in der neu zu schaffenden GIZ keinerlei Sensibilität bezüglich der gemeinsamen Partizipation von Männern und Frauen erkennen lässt. Wie soll in Verhandlungen und Gesprächen mit den Partnern die Inklusion und Teilhabe von Frauen und Männern in den Entwicklungsprozess gefordert werden, wenn auf deutscher Seite auf der Management Ebene keine einzige Frau zu finden ist! Ernst gemeinte Geschlechterdemokratie sieht anders aus.

Ich schließe mich dem Brief von vielen BMZ MitarbeiterInnen an und appelliere an Sie, im Sinne der Glaubwürdigkeit der deutschen Entwicklungspolitik in der Personalpolitik umzusteuern!

Mit freundlichen Grüßen

Gudrun Graichen-Drück

Personalrat und Frauenbeauftragte erhalten Kopie dieses Schreibens

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Antwort
von Dirk Niebel am 03. Januar 2011
Dirk Niebel

Sehr geehrte Frau Graichen-Drück,

vielen Dank für Ihren Appell, den ich sehr ernst nehme. Die Gleichstellung der Geschlechter ist für mich eine wichtige Aufgabe auf allen Ebenen.

Bei der Entscheidung über die Besetzung der Vorstandsposten der neuen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) war für mich allerdings zunächst wichtig, wie ich die Kompetenz und Expertise der vorhandenen Führungskräfte optimal für die Fusion nutzen kann.

Damit die GIZ von Beginn an – ohne Startschwierigkeiten und Reibungsverluste – erfolgreich arbeiten kann, haben wir uns entschlossen, die jetzige GTZ-Geschäftsführung und die Hauptgeschäftsführer von InWEnt und DED in den neuen Vorstand zu übernehmen. Sämtliche genannten fünf Spitzenpositionen sind mit Männern besetzt – eine Situation, für die unsere Vorgängerregierung die Verantwortung trägt.

Mit den beiden von mir vorgeschlagenen neuen Vorständen möchte ich den Einfluss meines Ministeriums auf die GIZ stärken: Adolf Kloke-Lesch ist ein verdienter ehemaliger BMZ-Abteilungsleiter, er war auch in dieser Funktion schon ein Mann. Anfang des Jahres ist er zur GTZ gewechselt, und Tom Pätz ist Leiter der Projektgruppe Vorfeldreform im BMZ.

Vor diesem Hintergrund gibt es für die Besetzung des neuen Vorstands der GIZ mit Vorstandssprecher und sechs Bereichsvorständen aus meiner Sicht – zur Zeit – keine bessere personelle Alternative. Der Aufsichtsrat hat zudem beschlossen, den Vorstand nach 18 Monaten zu verkleinern und dabei auch zwei Frauen zu berücksichtigen.

Darüber hinaus wird eine einseitig auf das „Thema Gleichstellung der Geschlechter im GIZ-Vorstand“ reduzierte Diskussion der Herausforderung, vor der wir bei der Strukturreform stehen, nicht gerecht: Es geht darum, Doppelstrukturen abzubauen, die politische Steuerung der Entwicklungszusammenarbeit durch die Bundesregierung zu optimieren und gleichzeitig eine effiziente Organisation zu schaffen, die international zum Aushängeschild der deutschen Entwicklungszusammenarbeit werden soll.

Auch vor diesem Hintergrund bitte ich Sie um Verständnis für die Personalentscheidung. Ihre Schlussfolgerung, dass die Entscheidung “keinerlei Sensibilität bezüglich der gemeinsamen Partizipation von Männern und Frauen erkennen lässt“, teile ich in keiner Weise.

Wir werden in der Zukunft schrittweise einen besseren Ausgleich zwischen den Geschlechtern herstellen. Ich habe damit bereits begonnen, zum Beispiel als ich mit Ingrid Hoven als Exekutivdirektorin in der Weltbank erstmals eine Frau in eine herausragende internationale Position gebracht habe.

Ab Januar wird auf Initiative der Parlamentarischen Staatssekretärin Gudrun Kopp Frau Prof. Dr. Weder di Mauro als zusätzliches Aufsichtsratsmitglied in der DEG wirken. Im Zuge unserer großen Reform werden sich weitere Möglichkeiten ergeben, neue Spitzenpositionen mit geeigneten Frauen zu besetzen. Dazu gehört insbesondere die Leitung der neuen „Servicestelle für bürgerschaftliches Engagement“, die wir nächstes Jahr mit etwa 150 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in Bonn errichten werden.