Sehr geehrte Frau Wengler,
ohne gute Planung geht nichts – wie Sie sich sicher vorstellen können. Deshalb habe ich allen computergestützten Terminübersichten zum Trotz auch immer noch meinen Handkalender dabei. Den führe ich ausschließlich selbst. Mit Bleistift und Radiergummi, denn die darin verankerten Termine aktualisiere ich täglich mit meiner Büroleiterin. Mal am Schreibtisch, meistens aber telefonisch von unterwegs. Denn Erfahrungen vor Ort zu sammeln finde ich mindestens genauso wichtig wie den Austausch mit Kollegen aus der Politik.
Wie Sie sich vorstellen können, gleicht kaum ein Tag dem anderen. Nehmen Sie nur die nächsten Tage. Am Dienstag tagen wie immer die Fraktionen des Landtages. Als SPD-Abgeordneter nehme ich regelmäßig teil. Und am Nachmittag leite ich die wöchentliche Sitzung der Landesregierung, in der wichtige Gesetzesvorhaben auf den Weg gebracht werden. Diese Termine sind zwei der wenigen Fixpunkte meines Wochenplanens. Sie werden in aller Regel mit Gesprächen im Büro oder Terminen und Veranstaltungen in der Landeshauptstadt gekoppelt. So kommt nach dem Kabinett der französische Botschafter nach Potsdam und am Abend nehme ich an der Kuratoriumssitzung der deutsch-französischen Stiftung, deren Vorsitzender ich bin, in Genshagen teil. Später am Abend steht noch ein Gespräch mit einem russischen Minister auf dem Programm.
Am Mittwoch geht es dann zuerst nach Oranienburg, wo ich auf einer Gedenkveranstaltung im ehemaligen Konzentrationslager Sachsenhausen spreche. Danach treffe ich die Ministerpräsidenten aller deutschen Bundesländer in Berlin. Gemeinsam werden wir am Nachmittag mit der Bundeskanzlerin u.a. beraten, wie wir gemeinsam die Jüngsten unserer Gesellschaft besser schützen. Nach einem kurzen Zwischenstopp in Brandenburg geht es wieder nach Berlin. Dort bereiten wir am Abend auf Einladung des Vizekanzlers Frank-Walter Steinmeier die Tagung des Bundesrates vor.
Diese letzte Sitzung unserer Länderkammer in diesem Jahr ruft mich auch am Donnerstag früh wieder nach Berlin. Ich bin der großen Hoffnung, dass wir im Bundesrat den Mindestlohn für die Postdienstleister abschließend regeln können. Denn ich bleibe dabei: wer von morgens bis abends richtig arbeitet, muss auch davon leben können. Nach dieser Entscheidung von bundesweiter Bedeutung fahre ich in den Norden Brandenburgs. Ich bin eingeladen, an der Premierenfahrt der ersten grenzüberschreitenden Buslinie von Schwedt ins polnische Choina teilzunehmen. Das tue ich gern, weil diese Verbindung das richtige Zeichen zum Wegfall der Grenzkontrollen in dieser Woche ist. Meinen Aufenthalt in der Uckermark werde ich außerdem nutzen, um Bildungseinrichtungen in Pinnow, Klockow und Buckow kennen zu lernen.
Auf allen Fahrten zu den einzelnen Stationen wird mein Auto zum rollenden Büro. Es sind Telefonate zu führen – und jede Menge Akten zu studieren. Ein Fax-gerät im Auto erleichtert die Arbeit.
In der Regel endet meine Arbeitswoche auch nicht am Freitag, sondern hat sieben Tage. An den Wochenenden bin ich oft als Parteivorsitzender der Brandenburgischen SPD unterwegs oder komme als Ministerpräsident bei Kultur- und Sportveranstaltungen mit Brandenburgerinnen und Brandenburgern ins Gespräch. Gern erinnere ich mich diesbezüglich an den zurückliegenden Samstag, an dem Landtag und Landesregierung einhundert der engagiertesten Ehrenamtler der Mark in den neuen Potsdamer Kutschstallhof eingeladen hatten, um mal Zeit für ausführliche Gespräche zu haben.
Liebe Frau Wengler, Sie merken, eine 80-Stunden-Woche ist normal. Für Privates bleibt demzufolge wenig Zeit. Bei aller Belastung kann ich mich aber auf ein gutes Team verlassen mit dem Chef der Staatskanzlei, Clemens Appel, an der Spitze. Wenn ich Urlaub habe, vertritt mich Wirtschaftsminister Junghanns, der gleichzeitig stellvertretender Ministerpräsident ist.
Mit freundlichen Grüßen
Matthias Platzeck
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