Sehr geehrter Herr Müller,
das Thema Nachtflüge wird seit Wochen engagiert diskutiert. Meine Positionen dazu habe ich immer wieder in zahlreichen Debatten und Demonstrationen vertreten. Wir werden künftig, nach Eröffnung des Flughafens Berlin Brandenburg, ein Nachtflugverbot von Mitternacht bis 5:00 Uhr haben. Darüber hinaus soll es einen eingeschränkten Flugbetrieb in den sogenannten Randzeiten von 22:00 bis Mitternacht und von 05:00 bis 06:00 Uhr geben. Die Planfeststellungsbehörde hat sich bemüht, bei dieser Festlegung einen Kompromiss zwischen den Interessen der Anwohnerinnen und Anwohner und den wirtschaftlichen Interessen der Flughafengesellschaft zu finden. Ich halte diesen Kompromiss für ausgewogen.
Im Ergebnis der mündlichen Verhandlung vor dem Bundesverwaltungsgericht am 20./21. September 2011 in Leipzig wird das Gericht am 13. Oktober 2011 das Urteil verkünden. Dies muss abgewartet werden.
Nun zu Ihrer konkreten Frage hinsichtlich der Situation in Tokio. Die japanische Metropole verfügt nach meinen Informationen über kein völliges Nachflugverbot. Einer der beiden Tokioer Flughäfen, der Narita Airport, liegt etwa 30 Kilometer außerhalb der Stadt. Er kam im vergangenen Jahr auf 33,8 Millionen Passagiere, 2,1 Millionen Tonnen Frachtverkehr und 192.657 Flugbewegungen. Der Haneda Airport liegt hingegen innerstädtisch und hatte im vergangenen Jahr etwa 64,2 Millionen Passagiere, 57.700 Tonnen Frachtverkehr und 342.804 Flugbewegungen. Für den innerstädtischen Airport wurde aufgrund der stark gestiegenen Nachfrage schon 2007 der Ausbau beschlossen. Während aus historischen Gründen der Flughafen vor der Stadt noch eine Nachtflugbeschränkung hat, die aktuell gelockert werden soll, wurde für den innerstädtischen Flughafen die Nachtflugbeschränkung aufgehoben. Zudem wird der Innenstadtflughafen von den Reisenden bevorzugt.
Für den künftigen Flughafen Berlin Brandenburg habe ich in der gesamten Debatte immer auf den Schutz der Betroffenen besonderen Wert gelegt. Die zentrale Forderung war und ist: Möglichst wenig Lärmbelästigung für eine möglichst geringe Zahl von Bürgerinnen und Bürgern. Ich hoffe, dass letztlich bei den Flugrouten eine Lösung gefunden wird, die die Lärmbetroffenheit im Umfeld des Airports so gering wie möglich hält und die hohe Akzeptanz des größten ostdeutschen Infrastrukturprojekts auch bei den Kritikern bestimmter Flugrouten zwischen Werder und Königs Wusterhausen wieder herstellt.
Mit freundlichen Grüßen
Matthias Platzeck
Kommentare (1)Öffnen
am 08. September 2011
1.
Um einen Kommentar schreiben zu können, müssen Sie angemeldet sein.