Sehr geehrte Damen und Herren,

wie Sie sicher aus den Medien erfahren haben, werde ich am 28. August vom Amt des Ministerpräsidenten zurücktreten. Deshalb wird es mir künftig nicht mehr möglich sein, Ihre Fragen an dieser Stelle zu beantworten. Der Bürgerdialog über das Onlineportal direktzu.de hat in den zurückliegenden Jahren eine Vielzahl von Anliegen und Problemen von Ihnen, den Bürgerinnen und Bürgern, thematisiert. Ich habe mich über die anhaltende Resonanz sehr gefreut. Sie dokumentierte Ihr Interesse am Lebensumfeld, aber auch an politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Fragen. Das Portal war für mich wichtiger Anzeiger, welche Sorgen, Probleme oder Anliegen die Menschen im Land bewegen. Es bot die Möglichkeit, politische Bewertungen aus der brandenburgischen Bevölkerung ungefiltert und direkt zu erfahren. Und ebenso offen und geradeheraus habe ich mich stets um Antwort bemüht. Für mich war darüber hinaus entscheidend, dass das Voting-Verfahren den öffentlichen Diskurs bei uns im Land befördert. Fragesteller und auch ich wussten dadurch: Das interessiert Viele!

Ich bedanke mich bei Ihnen für Ihr Vertrauen und die vielen interessanten Fragen und Einschätzungen.

Herzlichst

Ihr

Matthias Platzeck

Beantwortet
Autor Anja Abendrot am 08. April 2008
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Bildung

Grundschule-Schließung einzelner Klassen

Sehr geehrter Herr Platzeck, ich habe folgendes Anliegen.

Mein Sohn besucht eine Grundschule in Forst. Er ist im ersten Schuljahr in einer Flex-Klasse.
Die Schule befindet sich an einem Standort mit sozialen Brennpunkt. Derzeit laufen auf unserer Grundschule 4 FLEX-Klassen. Diese sollen jedoch durch sinkende Schülerzahlen auf 3 reduziert werden. Dies würde eine Klassenstärke derzeit von 23/23/26 Kindern ergeben. Wir Eltern möchten jedoch für unsere Kinder kämpfen um ihnen eine bestmögliche Grundvoraussetzung in der Bildung zu geben. Da es viele Kinder an unserer Schule gibt, die fremdsprachig, verhaltensauffällig, aus sozialschwachen Familien oder Familienbetreut sind, wären kleinere Klassen sicher nicht nur im Interesse der Kinder, sondern auch der Lehrer, um intensiv auf solche Schüler einzugehen. Die Herkunft der Kinder darf den Lernerfolg nicht behindern. Viele dieser Kinder brauchen auch ein stabiles Umfeld, welches jedoch sicher nicht gewährleistet ist, wenn Klassenverbände nach einem Jahr wieder geändert werden um dann bei Übergang in die 3. Klasse wieder zerissen zu werden.
Laut Schulgesetz besteht auch die Möglichkeit mit 4 Klassen weiter zu unterrichten. Die Klassenstärken wären dann zwar kleiner (17/17/18/18 Kinder), was sich sicher auch auf die Qualität des Unterrichts auswirken würde. Lehrkräfte könnten optimaler auf die Probleme einzelner Schüler eingehen und Wissen vermitteln.
Nicht zu vergessen sind auch die Lehrkräfte, die durch ca. 20 Wochenstunden (fallen weg bei Schließung einer Klasse) um ihre Stellen bangen müssten.
Sollte es nicht eine Möglichkeit geben mit kleineren Klassen weiterzuarbeiten, auch im Blickwinkel zur PISA-Studie. Kinder sind die Erwachsenen von morgen.
Gibt es Möglichkeiten für uns Eltern der Schließung einer FLEX-Klasse entgegen zu wirken? Wir würden uns über eine Antwort oder Meinung zu diesem Thema von Ihnen freuen.

Mit freundlichen Grüßen Anja Abendrot (Elternsprecher)

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Antwort
von Matthias Platzeck am 28. August 2008
Matthias Platzeck

Sehr geehrte Frau Abendrot,

ich finde es sehr verantwortungsvoll, dass Sie sich für eine möglichst gute Bildung Ihres, aber auch der anderen Kinder der FLEX-Klassen der Forster Grundschule Nordstadt einsetzen. Mit Ihrem Wunsch nach möglichst kleinen Klassenstärken stehen Sie nicht allein da – nicht in Forst, nicht in der Lausitz, nicht in Brandenburg, nicht in Deutschland.

Und die notwendigen Ausgaben für Lehrerstellen konkurrieren mit anderen Wünschen nach prioritären staatlichen Ausgaben z.B. für Wirtschaftsansiedlungen, neue Straßen oder Kulturförderung. Wir haben in den vergangenen Jahren bereits ganz bewusst einen Schwerpunkt auf Bildung im Landeshaushalt gelegt, weil wir wissen, dass diese Investitionen in die Köpfe die eigentlichen Zukunftsinvestitionen für unser Land sind. Durch unsere verstärkte Investitionen in Bildung hat sich dieser Bereich zum größten Einzelposten im Landeshaushalt entwickelt.

Ich wollte dies voranstellen, bevor ich nun auf Ihre ganz konkret formulierten Vorschläge eingehen möchte. Ich habe mir dafür den Sachverhalt vom Bildungsministerium schildern lassen. Grundsätzlich ist für die Klassenbildung das jeweilige staatliche Schulamt, in Ihrem Fall das Staatliche Schulamt Cottbus zuständig. Die staatlichen Schulämter erhalten für ihren Zuständigkeitsbereich vor Beginn eines jeden Schuljahres die verfügbaren Lehrerstellen und Mittel. Dabei wird auch berücksichtigt, dass Personalstellen für Förder-, Teilungs- und Wahlunterricht zur Verfügung stehen.

Für das Schuljahr 2008/09 sind an der Grundschule Nordstadt 36 Erstklässler und 38 Zweitklässler gemeldet und es können drei FLEX-Klassen mit einer Klassenstärke von 25, 25 und 24 Schülerinnen und Schülern gebildet werden. Dies entspricht dem üblichen gesetzlichen Richtwert für Grundschulen in unserem Land.

Für kleinere Klassen bräuchte es zusätzliche Lehrerstellen. Eine Einrichtung von vier FLEX-Klassen mit 2x17 und 2x18 Schülerinnen und Schülern, wie Sie es wünschen, würde Lehrkräfte binden, die für Förder-, Teilungs- und Wahlunterricht zur Verfügung stehen sollen. Der von Ihnen angesprochene Überhang von Lehrkräften bei Klassenzusammenlegungen wird durch die erforderliche Umsetzung der Lehrkräfte an andere Grundschulen aufgewogen. Denn auch dort gibt es Schülerinnen und Schüler mit erhöhtem Zuwendungsbedarf. Hier gelten die gleichen Maßstäbe. An der Grundschule Nordstadt ist zudem eine Sonderpädagogin tätig und alle FLEX-Klassen erhalten zusätzliche Stunden für die sonderpädagogische Begleitung, wurde ich informiert.

Ich hoffe, dass Sie weiter engagiert für die Bildung eintreten, auch wenn Ihr konkreter Vorschlag diesmal nicht umgesetzt werden konnte - denn engagierte Bürgerinnen und Bürger brauchen wir.

Mit freundlichen Grüßen

Matthias Platzeck