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Beantwortet
Autor Paolo Zafutto am 18. August 2011
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Kirchliche Berufe und Berufung

Kleidung der Priester im Alltag

Eminenz,
Sehr geehrter Herr Kardinal Meisner,

die Partikularnorm der Deutschen Bischofskonferenz zu c. 284 CIC (Kirchliche Kleidung der Geistlichen) ist eindeutig:

"Der Geistliche muss in der Öffentlichkeit durch seine Kleidung eindeutig als solcher erkennbar sein. Von dieser Bestimmung sind die ständigen Diakone mit Zivilberuf ausgenommen. Als kirchliche Kleidung gelten Oratorianerkragen oder römisches Kollar, in begründeten Ausnahmefällen dunkler Anzug mit Kreuz."

Auch die Ausführungen der Arbeitshilfe 36 "Priesterliche Lebensform" (herausgegeben von der Deutschen Bischofskonferenz, Bonn 1984) von Leo Drewes die Kleidung des Priesters betreffend, sind klar und unmissverständlich formuliert.

Warum verkleiden sich so viele Priester im Alltag als Laien?
Warum werden die oben zitierten Vorgaben von den meisten Priestern konsquent missachtet?
Warum verlangen Sie von unseren Priestern nicht, in der Öffentlichkeit (im Alltag auf der Straße) zu ihrem Amt und ihrer Berufung durch das Tragen von standesgemäßer Kleidung zu stehen?

Ihrer hochgeschätzten Antwort sehe ich mit großem Interesse entgegen.

Mit freundlichen Grüßen
Paolo Zafutto

+98

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Antwort
von Joachim Kardinal Meisner am 24. Oktober 2011
Joachim Kardinal Meisner

Sehr geehrter Herr Zafutto,

tatsächlich ist die Kleidung der Priester und Diakone mehr als eine „Uniform“, sie ist vielmehr ein öffentliches Bekenntnis zu Beruf und Berufung. Ein solches Bekenntnis abzulegen ist heute viel schwieriger als noch vor wenigen Jahrzehnten. Brachte man noch vor nicht allzu langer Zeit dem so nach außen erkennbaren Kleriker zunächst einmal Respekt entgegen, so ist dies heute vielfach umgeschlagen in Unverständnis oder sogar offene Ablehnung.

Umso dankbarer bin ich, dass sich so viele Mitbrüder im geistlichen Amt auf diese Weise „angreifbar“ machen.
Denn die priesterliche Kleidung ist äußeres Zeichen einer inneren Haltung. Priestertum ist nichts Funktionales, sondern eine Lebensform - eben ein Priester-Sein. Wichtiger noch als die äußere Form zu gebieten, ist, die Priester so zu prägen, dass sie aus eigenem Antrieb diese Seinsform von sich aus annehmen und aus dieser Haltung heraus auch die Priesterkleidung tragen. Darum habe ich mich als Bischof immer in besonderer Weise um die Ausprägung dieser Haltung in der Priesterausbildung gekümmert und stelle in der Konsequenz fest, dass – wie auch viele Ältere - gerade die jüngeren Mitbrüder sehr bewusst priesterliche Kleidung tragen.

Wichtig ist aber auch, dass die Gläubigen die Priester und Diakone in ihrer Berufung mittragen. Denn zum öffentlichen Bekenntnis sind wir alle aufgerufen. Dabei zählt nicht nur die Kleidung, sondern in allererster Linie unser aller Lebenszeugnis, das Menschen für Christus begeistern kann.

Mit freundlichen Grüßen