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Beantwortet
Autor Hans Veiler am 19. März 2012
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Kirchliche Berufe und Berufung

Priesterkleidung

Sehr geehrter Herr Kardinal Meisner,

ich frage mich seit längerem, warum die Priesteramtskandidaten des Erzbischöflichen Theologenkonviktes in Bonn im Gegensatz zu den Neokatechumenalen keine Priesterkleidung tragen?
Ich finde es sehr traurig, dass die Diözesan Theologen mit ihrer Kleidung kein Zeugnis für Christus geben, während es die anderen tun.
Aus anderen Bistümern ist mir so etwas nicht bekannt. Gibt es hier eine 2-Klassen-Gesellschaft von Priesteramtskandidaten?


Warum also tragen die Priesteramtskandidaten von Köln keine Priesterkleidung und geben so kein öffentliches Zeugnis für Christus und ihre Berufung?

Ich freue mich auf Ihre Antwort und verbleibe mit freundlichen Grüßen

Hans Veiler

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Antwort
von Joachim Kardinal Meisner am 10. April 2012
Joachim Kardinal Meisner

Sehr geehrter Herr Veiler!

Es gibt in der Tat eine unterschiedliche Praxis der Priesteramtskandidaten des Erzbistums Köln im Hinblick auf den Zeitpunkt, ab dem sie die Priester- bzw. Klerikerkleidung tragen. Daher kann ich nachvollziehen, dass Ihnen dieser Unterschied zum Anlass einer Frage geworden ist. Die weltkirchliche Ordnung schreibt im Canon 284 des kirchlichen Gesetzbuches „Codex Iuris Canonici“ vor, dass Geistliche (d.h. Diakone, Priester und Bischöfe) „gemäß den von der Bischofskonferenz erlassenen Normen und den rechtmäßigen örtlichen Gewohnheiten eine geziemende kirchliche Kleidung zu tragen“ haben. Die Deutsche Bischofskonferenz hat dazu am 1.1.1996 in der entsprechenden Ordnung festgelegt: „Der Geistliche muss in der Öffentlichkeit durch seine Kleidung eindeutig als solcher erkennbar sein. Von dieser Bestimmung sind die Diakone mit Zivilberuf ausgenommen.“ Priesteramtskandidaten werden erst mit der Diakonenweihe zu Klerikern, und ab diesem Zeitpunkt haben selbstverständlich auch alle Seminaristen des Erzbistums Köln in der Öffentlichkeit geistliche Kleidung zu tragen. Über die Geltung und die Bedeutung dieser Vorschrift informieren die Verantwortlichen in der Priesterausbildung die Kandidaten rechtzeitig. Ich selbst thematisiere den Sinn der geistlichen Kleidung ebenfalls regelmäßig.

Die Situation in den insgesamt drei Priesterausbildungshäusern des Erzbistums Köln stellt sich folgendermaßen dar:
Im Priesterseminar „Redemptoris Mater“ in Bonn-Endenich leben diejenigen Kandidaten, die den Neokatechumenalen Weg dauerhaft als ihre persönliche Form der Glaubensvertiefung erleben, bis zum Abschluss ihres Theologiestudiums. Nach der Absolvierung der ersten Studienphase werden sie durch den Erzbischof in der Feier der Admissio unter die Kandidaten für die Diakonen- und Priesterweihe aufgenommen und tragen ab diesem Zeitpunkt bereits die geistliche Kleidung. Der Grund ist, dass diese Praxis zu den festen Gewohnheiten in allen Seminaren „Redemptoris Mater“ weltweit gehört und von Papst Johannes Paul II. bestätigt worden ist. Bis zum Zeitpunkt der Admissio jedoch tragen diese Alumnen wie auch die Kandidaten im Erzbischöflichen Theologenkonvikt „Collegium Albertinum“ noch keine besondere kirchliche Kleidung. So praktizieren dies übrigens auch allen anderen diözesanen Priesterseminare im Bereich der Deutschen Bischofskonferenz: auch dort tragen – abgesehen vom Priesterseminar „Redemptoris Mater“ des Erzbistums Berlin – die Priesterkandidaten erst ab der Diakonenweihe die besondere kirchliche Kleidung.
Für die Kandidaten des Collegium Albertinum erfolgt die Admissio entsprechend einer seit vielen Jahren praktizierten Gewohnheit erst nach dem Abschluss des gesamten akademischen Studiums zugleich mit dem Eintritt in das Erzbischöfliche Priesterseminar zu Köln. Unsere Priesterausbildung ist dabei darauf ausgerichtet, dass die Kandidaten so glaubwürdig denken, reden und handeln, dass man ihnen das Besondere ihrer Berufung schon anmerkt, ehe sie dann zum Dienst geweiht werden.

Wenn Sie diese Praxis insgesamt betrachten, ist es also nicht zutreffend, dass die Priesteramtskandidaten von Köln keine Priesterkleidung tragen würden; vielmehr bin ich sehr froh darüber, dass das Tragen der geistlichen Kleidung gerade bei den jüngeren Jahrgängen der Priesterkandidaten und Priester wieder ganz selbstverständlich geworden ist, und sie damit auch öffentlich Zeugnis für ihre Berufung durch Christus und für die Präsenz der Kirche in unserer Gesellschaft ablegen.

Natürlich weht den Geistlichen, die sich durch ihre Kleidung zu erkennen geben, heute mitunter ein deutlich spürbarer Gegenwind ins Gesicht. Bitte stützen Sie ihnen daher durch Ihr Gebet den Rücken! Bitten Sie Gott um gute, glaubensstarke Familien, aus denen dann zahlreiche heiligmäßige Priester kommen mögen!

Mit freundlichen Grüßen
Ihr