Sehr geehrter Herr Bergmann,
wenige Tage, nachdem der Brief des Heiligen Vaters an die deutschsprachigen Bischöfe zur Übersetzung des Kelchwortes veröffentlicht wurde, haben Sie Ihre Frage nach dem vermeintlichen Ungehorsam der Bischöfe gestellt. Zur Beantwortung verweise ich auf den veröffentlichten Wortlaut des Briefes von Papst Benedikt XVI., denn der Heilige Vater geht darin sehr ausführlich auf die verschiedenen Bedenken zu einer Änderung der deutschen Übersetzung des Kelchwortes ein und zeigt damit, dass er die Diskussion über die Übersetzung „für viele“ sehr ernst nimmt.
In seinem Brief heißt es: „Wenn diese Entscheidung von der grundsätzlichen Zuordnung von Übersetzung und Auslegung her, wie ich hoffe, durchaus verständlich ist, so bin ich mir doch bewusst, dass sie eine ungeheure Herausforderung an alle bedeutet, denen die Auslegung des Gotteswortes in der Kirche aufgetragen ist. Denn für den normalen Besucher des Gottesdienstes erscheint dies fast unvermeidlich als Bruch mitten im Zentrum des Heiligen.“
Es geht also nicht um Ungehorsam, sondern um eine sehr ernsthaft geführte Diskussion, in der nun eine Entscheidung notwendig war, damit im neuen „Gotteslob“ eine einheitliche Übersetzung genutzt wird. Der Brief des Heiligen Vaters ist dazu eine erste Katechese. Wir dürfen dankbar sein, dass er darin diese Entscheidung so ausführlich und überzeugend begründet hat. Wir werden dies aber noch vor Einführung der Übersetzung „für viele“ weiter vertiefen, so wie der Heilige Vater das von uns auch erwartet.
Wir Bischöfe sind dankbar, dass der Heilige Vater hier Klarheit geschaffen hat. Seine Entscheidung wird von allen nicht nur akzeptiert, sondern auch mitgetragen. Gleichwohl wird es eine große Aufgabe sein, den Gläubigen diese Entscheidung zu vermitteln und sie in ihrer Tragweite einzuordnen. Insofern ist eine Parallele zu den Auseinandersetzungen der Kirche mit der Piusbruderschaft nicht zu erkennen.
Mit freundlichen Grüßen