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Beantwortet
Autor Anja Maes am 18. Juni 2012
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Glauben und Leben

Taufe meiner Tochter

Sehr gehrter Kardinal Meisner,

ich dachte immer, dass der katholischen Kirche die Mitglieder weglaufen und man dann froh sein sollte, wenn es noch Eltern gibt, die sich dazu entscheiden, ihr kind katholisch taufen zu lassen, was ja dann die katholische bzw. christliche Erziehung mit einschließt. Wir gehören zu diesen Eltern. Da ich ursprünglich aus Sachsen komme bin ich evangelisches Kirchenmitglied, mein Mann IST katholisch, jedoch aus der Kirche ausgetreten. Wir haben mehrmals im Pfarrbüro nachgefragt, ob dies ein Problem darstellt, man teilte uns mit, es sei kein Problem, es müsse lediglich ein Gespräch mit dem Pastor stattfinden. Wir erhielten also einen Termin für die Taufe, freuten uns sehr und "stürzten" uns in die Organisation der Feier und luden alle Verwandten und Freunde ein. 3 Wochen nun vor der Taufe erhielt ich einen Anruf vom Pastor, ohne das ein Gespräch stattgefunden hatte und wurde mit den Worten geschockt, er habe sich die Unterlagen noch einmal angesehen und sieht sich nicht im Stande das Kind zu taufen, da nicht gewährleistet sei, dass es dann auch im katholischen Glauben erzogen werde! Meine Tochter hat einen katholischen Vater und eine katholische Patin! Ohne ein persönliches Gespräch finde ich diese Aussage eine Anmassung, von der Enttäuschung, dass nun alles abgesagt werden muss einmal ganz abgesehen. Ich habe 3 Jahre eine der konservativsten Seiten der katholischen Kirche (Opus Dei) kennengelernt und mich dennoch für eine katholische Taufe entschieden! Es ist mir unbegreiflich, dass dies einem verwehrt bleibt. Und warum wird die Kirche mit einer Partei aus der man ausgetreten ist verglichen. Von einem Pastor hätte ich wirklich mehr Einfühlungsvermögen und Nächstenliebe erwartet. Aber anscheinend ist auch aus der katholischen Kirche eine kommerzielle Einrichtung geworden, keine Steuern, keine Taufe. Ich bin sehr enttäuscht! Es ist übrigens überall zu lesen, dass eine Taufe nicht abgelehnt werden darf!

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Antwort
von Joachim Kardinal Meisner am 28. Juni 2012
Joachim Kardinal Meisner

Sehr geehrte Frau Maes,

ein Kind kann nur getauft werden, wenn Menschen da sind, die es am eigenen Glauben teilhaben lassen. Deshalb versprechen Eltern und Paten vor der Taufe in der Kirche, dass sie selber als Christen an Gott glauben und ihr Kind in diesem Glauben erziehen, konkret bei uns: als Mitglieder der katholischen Kirche ihr Kind auf dem Weg in diese Kirche aktiv begleiten werden.
Das geschieht, indem die Eltern ihm von Gott erzählen, etwa indem sie aus der Bibel vorlesen. Noch vor dem Kindergarten oder der Schule lernt ein Kind von seinen Eltern die wichtigsten Dinge: greifen, gehen, sprechen, vor allem aber: vertrauen zu können auf die Liebe der Eltern. Jedes Kind spürt, was zwischen den Eltern ist, was ihnen wichtig ist. So erfasst es auch, noch bevor es denken kann und andere es ihm erklären, dass die Eltern selber einen unsichtbaren Partner haben, dem sie in den verschiedenen Erfahrungen ihres Lebens vertrauen: Gott. Das können Kinder etwa erleben, wenn die Eltern mit ihnen beten oder sie mit einem Segenszeichen zu Bett bringen.
Auch durch den Kontakt der Eltern mit ihrer Gemeinde merken Kinder, dass Gott für ihre Eltern wirklich etwas bedeutet, wenn sie dorthin mitgenommen werden zum Gottesdienst.
Darum ist es wichtig, dass die Eltern selbst ihr Leben aus dem katholischen Glauben heraus gestalten. Wenn nun beide Eltern nicht der katholischen Kirche angehören, werden Sie verstehen, dass der Priester hier Bedenken hat.
Denn mir ist wichtig zu betonen, dass wir die Entscheidung Ihres Mannes zum Kirchenaustritt sehr ernst nehmen. Ein Kirchenaustritt, bei dem ein Katholik öffentlich erklärt, dass er der Gemeinschaft der Kirche nicht mehr angehören will, ist weit mehr als die Verweigerung eines Mitgliedsbeitrages. Deshalb geht es hier nicht, wie Sie vermuten, um Geld, sondern vielmehr um die Frage der Glaubensvermittlung.

Ich bedauere sehr, dass Ihnen zuerst diese Zusage gegeben wurde und Sie dann per Telefon eine Absage erhielten. Ein persönliches Gespräch wäre bei einer so wichtigen Frage notwendig gewesen.

Sehr geehrte Frau Maes, als Bischof freue ich mich, wenn Eltern für ihr Kind die Taufe erbitten. Allerdings sind dafür das eigene Bekenntnis zum Glauben und zur Kirche und die Bereitschaft, das Kind in diesem Glauben zu erziehen, unerlässlich. Daher möchte ich Sie ermutigen, mit Ihrem Pfarrer doch noch das Gespräch zu suchen, um mit ihm zu überlegen, wie Sie Ihrem Kind den Glauben so vermitteln können, dass es später aus eigener Entscheidung die Taufe erbitten kann.

Ihnen und Ihrer Familie wünsche ich von Herzen Gottes Segen.

Mit freundlichen Grüßen