Sehr geehrter Herr Bender,
der Dienst an der Einheit – und damit auch die Bemühungen, die Piusbruderschaft wieder in die Kirche einzubinden - ist eine zentrale Aufgabe des Papstes. In der Nachfolge des Heiligen Petrus ist es ihm aufgegeben, für die Einheit der Kirche zu sorgen bzw. sie wieder herzustellen, wo sie zerbrochen ist. Der Papst müht sich, diesen Auftrag zu erfüllen – trotz aller Rückschläge der letzten Jahre. Denken Sie nur an die dummen und völlig indiskutablen Äußerungen von Bischof Williamson.
Die Geduld des Papstes in dieser Frage bewundere ich ebenso wie seine Klarheit und Standhaftigkeit in der Sache. Der Heilige Vater hat immer deutlich gemacht, dass die Piusbruderschaft zuerst wieder in die volle Gemeinschaft mit der Kirche zurückkehren muss. Dazu gehört unverzichtbar die Anerkennung des Lehramts. Ich habe mich dazu bereits 2009 – nachdem die Aufhebung der Exkommunikation der vier Lefebvrianer-Bischöfe so hohe Wellen schlug - in unserer Kirchenzeitung geäußert: Diese Anerkennung des Lehramts „schließt die Akzeptanz aller Konzilien einschließlich des Zweiten Vatikanums ein. Dazu gehört auch das Dekret 'Nostra aetate' mit seinem positiven Ansatz zum Gespräch mit den Juden. Ebenso muss die Priesterbruderschaft ihre Vorwürfe gegen den Heiligen Vater zurücknehmen, er sei nicht rechtgläubig. Wer lehramtliche Aussagen ganz oder teilweise ablehnt, kann nicht in der vollen Gemeinschaft der Kirche stehen. Die Piusbruderschaft bleibt somit eine schismatische Gruppe und ihre Bischöfe weiterhin suspendiert, bis sie das Zweite Vatikanische Konzil in vollem Umfang anerkennen, einschließlich seiner Dekrete über die Religionsfreiheit und das Verhältnis zu den Juden sowie die heute gültige Form der Liturgie der katholischen Kirche. Dem Papst in seinem Einheitsdienst jetzt theologisch unredliche Motive vorzuwerfen oder dass er die Ergebnisse und Intentionen des II. Vatikanums relativieren möchte, ist also unhaltbar.“
Wiederholt hat der Papst seine Wertschätzung für den jüdischen Glauben betont und die Wichtigkeit des Dialogs ins Wort gebracht. Als er ganz zu Beginn seines Pontifikats 2005 zum Weltjugendtag nach Köln kam, war ihm der Besuch in der Synagoge ein zentrales Anliegen. Damals hat der Heilige Vater den seligen Johannes Paul II. zitiert: „Wer Jesus Christus begegnet, begegnet dem Judentum“, und weiter sagte Benedikt: „Deshalb möchte ich ausdrücklich ermutigen zu einem aufrichtigen und vertrauensvollen Dialog zwischen Juden und Christen. (…) Unser reiches gemeinsames Erbe und unsere an wachsendem Vertrauen orientierten geschwisterlichen Beziehungen verpflichten uns, gemeinsam ein noch einhelligeres Zeugnis zu geben und praktisch zusammenzuarbeiten in der Verteidigung und Förderung der Menschenrechte und der Heiligkeit des menschlichen Lebens, für die Werte der Familie, für soziale Gerechtigkeit und für Frieden in der Welt.“ An der Bedeutung dieses Dialogs hat der Papst nie einen Zweifel gelassen.
Ganz zum Schluss möchte ich noch auf den von Ihnen erwähnten Dialogprozess innerhalb der Kirche eingehen, der bereits im vergangenen Jahr begonnen hat. Sie schreiben, damit wolle „die Kirche mit der katholischen Bevölkerung in Deutschland ins Gespräch kommen“. Das möchte ich so nicht stehen lassen. Die Kirche sind wir getauften Katholiken in unseren je eigenen Diensten und Rollen immer nur gemeinsam. Und daher ist es uns auch allen gemeinsam aufgetragen, uns in unserem Glauben gegenseitig zu ermutigen und den Menschen die Frohe Botschaft zu verkünden.
Mit freundlichen Grüßen