Sehr geehrter Herr Pfarrer Neuhaus,
der richtige Adressat für Ihre Frage wäre eigentlich die Ökumene-Kommission der Deutschen Bischofskonferenz, die nach der Berufung von Bischof Gerhard Ludwig Müller nach Rom zurzeit vom Bischof von Fulda, Heinz Josef Algermissen, geleitet wird. Ich will Ihrer brisanten Frage keineswegs ausweichen; allerdings antworte ich unter dem besagten Vorbehalt, dass ich mich hier nicht auf meinem Fachgebiet bewege.
Wie Sie andeuten, wäre es ebenso unhistorisch wie unökumenisch, wenn evangelische Christen von Katholiken öffentlich eine einseitige Entschuldigung einforderten; da kann ich Ihnen nur zustimmen. Der Redlichkeit halber muss ich allerdings sagen, dass gemäß meinem Wissensstand Frau Käßmann nicht eine Entschuldigung, sondern ein Zeichen der Verständigung angemahnt hat: „Ich hoffe, dass es im Jahr des Reformationsjubiläums zwischen Protestanten und Katholiken zu einer Geste der Versöhnung kommt“, sagte sie der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung zufolge.
Dass protestantische Christen die Gründung ihrer Konfession im Jahre 1517 feiern wollen, liegt auf der Hand; dass für Katholiken die damit verbundene Spaltung der abendländischen Christenheit keinen Grund zum Feiern darstellt, dürfte ebenso selbstverständlich sein. Allerdings haben meines Wissens Verantwortliche der evangelischen wie der katholischen Bischofskonferenz eine Arbeitsgruppe gegründet, die konkret an einem Modus arbeitet, der es interessierten Katholiken ermöglicht, dieses Reformationsgedenken zu begehen, ohne zu irgendeiner Mitwirkung veranlasst zu werden.
Mit freundlichen Grüßen