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Beantwortet
Autor Helga Klein am 10. September 2012
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Erzbistum Köln

Sterbehilfe Bildartikel

Sehr geehrter Herr Kardinal Meisner ,
ich las heute morgen Ihren Artikel auf Bild .Ich habe beide Eltern in ihren Krebserkrankungen bis zum Tode gepflegt, dort wurde auch zum Schluss Morphium eingesetzt, man nennt das wohl palliativ.Nun lese ich ihre Aussage dazu, und fuehle mich erneut schuldig .Zudem dieser Vorwurf von der tochter meines Vaters erhoben, die mich als mörderin bezeichnet hatte, aber selber 30 Jahre sich um ihre eltern nicht gekuememrt hat, es bestand kein Kontakt.Und nun lese ich das heute von ihnen .Ich habe seinerzeit meinen Beruf aufgegeben ,um meinen Vater pflegen zu koennen, und wegen der Krise beome ich nun keine mehr ( ich lebe in Spanien und hier haben wir keine finanzielle Unterstuetzung ) Mir tut es mehr als weh, das ich heute das lese ,weil damit werde ich auf eine Stufe mit einem Moerder gestellt.Ist es nicht so, das Gott mit dazu eines Tages be und verurteilen wird ? Wie soll ich denn jetzt weiterleben, nachdem sie so etwas ueber mich gesagt haben ( Pflege bis zum tod ) , zwar nicht persoenlich , aber es betrifft mich ja ?
Mit freundlichen Gruessen
Helga Klein

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Antwort
von Joachim Kardinal Meisner am 19. November 2012
Joachim Kardinal Meisner

Sehr geehrte Frau Klein,

wenn ich Ihren Beitrag richtig verstehe, scheint es hier ein Miss- verständnis zu geben: der Einsatz von starken Schmerzmitteln wie Morphium bei einem sterbenden Menschen ist durchaus angemessen und richtig, selbst wenn sich dadurch seine verbleibende Lebensspanne verringert. In meinem Interview mit BILD, auf das Sie sich beziehen, habe ich gesagt: „Christlich und human ist es, den Lebensweg so schmerz- und leidensfrei wie möglich bis zu seinem natürlichen Ende zu begleiten, selbst wenn durch starke Medikamente die Lebenszeit verkürzt werden sollte. Nur eine solche Sterbebegleitung ist menschenwürdig. Aber sie kostet natürlich unsere Zeit und unsere Zuwendung.“ Das ist etwas völlig anderes, als bewusst und willentlich den Tod eines anderen Menschen herbeizuführen.

Unsere Pflicht ist es also, jedem Menschen ein Sterben in Würde zu ermöglichen. Dazu gehört auch eine wirksame Schmerztherapie und palliative Versorgung, auch wenn die dabei verwendeten Medikamente unter Umständen das Leben des Patienten verkürzen. Schuldig würden wir uns machen, wenn wir den Sterbenden in seiner Not allein ließen. Seine Würde gebietet uns, ihm die Schmerzen zu nehmen, wenn das Leben zu Ende geht. Das gehört zu einer wahrhaft menschlichen und christlichen Sterbebegleitung. Das hat schon Papst Pius XII. ausdrücklich im Jahr 1952 gesagt.

Sterbebegleitung heißt darüber hinaus, sich dem Sterbenden liebevoll zuzuwenden und ihm Gelegenheit zum Abschiednehmen zu geben. Denn der Mensch soll an der Hand des Menschen sterben, nicht aber durch seine Hand. Das erfordert Einsatz, Zeit und Geduld – Dinge, die Sie, sehr geehrte Frau Klein, nach Ihrer Schilderung in hohem Maße aufgebracht und eingesetzt haben. Dafür gebührt Ihnen Anerkennung.

Im gleichen BILD-Interview habe ich gesagt: Unser Maßstab ist Christus, „der Sohn Gottes, der sich mit den Schwachen, Leidenden, Kleinen, Ungeborenen und Ausgegrenzten identifiziert. Das ist unbequem und anstrengend. Aber es ist aller Mühe wert, weil es den Menschen in seiner ganzen Würde und als Gottes Ebenbild erstrahlen lässt.“ Menschen, die sich an diesem Maßstab orientieren und danach handeln, werden so wahrhaft zur Christuszeugen in unserer Welt.

Mit freundlichen Grüßen