Sehr geehrte Frau Frahling,
jegliche Beleidigung, Verunglimpfung und Diskriminierung von Vertretern anderer religiöser Weltanschauungen, anderer Konfessionen oder anderer Meinungen nicht nur innerhalb unserer Kirche widerspricht dem christlichen Verständnis eines respektvollen Umgangs mit unseren Mitmenschen. Daher haben solche Äußerungen in Medien, die die Kirche verantwortet, keinen Raum. Umso ärgerlicher ist es, wenn Internetanbieter Verunglimpfung und Diskriminierung gleichsam zum Programm machen und gleichzeitig den Eindruck erwecken, sie seien katholisch. Dies fügt der Kirche in der Öffentlich- keit schweren Schaden zu. Ich persönlich habe mich schon früher sehr deutlich von bestimmten Internetseiten und Meinungsportalen distanziert (siehe mein Beitrag auf dieser Plattform unter http://direktzu.kardinal-meisner.de/ebk/messages/erzkonse...).
Es ist bedauerlich, dass Betreiber bestimmter Internetportale immer wieder Raum geben für hasserfüllte und beleidigende Kommentare und leider die nötige Sorgfaltspflicht und Verantwortung vermissen lassen, die jeder Betreiber einer Webseite - auch für die Kommentare von fremden Autoren - übernehmen muss. Eine pauschale Distanzierung des Betreibers von der Meinung der Kommentatoren reicht dafür nicht aus. Vielmehr ist der Betreiber eines Internetforums verpflichtet, sobald er Kenntnis von rechtswidrigen Inhalten auf seiner Plattform erhält, tätig zu werden und diese Inhalte zu entfernen (§10 Telemediengesetz). Vielfach sind die Betreiber solcher Webseiten aber gar nicht nach deutschem Recht zu belangen, da die Internetseite von einem ausländischen Computer ins weltweite Netz gestellt wird. Hier ist es leider äußerst schwierig, mit rechtlichen Schritten gegen die Verantwortlichen vorzugehen.
Jeder Nutzer des Internet kann jedoch leicht herausfinden, ob es sich bei einer Internetseite um ein offizielles und seriöses Angebot handelt, in dem er einen Blick in das Impressum der Veröffentlichung wirft. Jeder Anbieter im Internet ist verpflichtet, seine Identität offen zu legen und die Kontaktdaten seiner Organisation preis zu geben. Ich empfehle Ihnen deshalb auch die offiziellen Seiten der katholischen Kirche, die z.B. von allen deutschen Bistümern unterhalten werden. Erst seit wenigen Monaten wurde das offizielle Portal der Katholischen Kirche in Deutschland www.katholisch.de einer aufwändigen Erneuerung und redaktionellen Neuausrichtung unterzogen. Diese Seiten werden von den deutschen Diözesen im gemeinschaftlichen Auftrag unter- halten und verantwortet. Sie finden hier zu den meisten Themen aus dem katholischen Umfeld umfassende Informationen und Hintergründe.
Wir dürfen die neuen Medien keinesfalls denen überlassen, die Hass und Verleumdung säen. Daher ermuntere ich Sie und alle Katholiken, die Möglichkeiten der neuen Kommunikationsmittel zu nutzen, um die Frohe Botschaft zu verbreiten.
Mit freundlichen Grüßen
Joachim Kardinal Meisner