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mit dem Datum vom 28.02.2014 hat Papst Franziskus der Bitte von Joachim Kardinal Meisner entsprochen, ihn vom Amt des Erzbischofs von Köln zu entpflichten. Aus diesem Grund wurde diese Dialogplattform geschlossen. Selbstverständlich können Sie aber weiterhin die Fragen und Antworten aus der Vergangenheit nachlesen. Die Plattform bleibt bis auf Weiteres erreichbar. Vielen Dank für Ihr Interesse an direktzumkardinal.de und Ihr Mitwirken!

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Beantwortet
Autor Klaus Jung am 23. September 2013
13815 Leser · 14 Stimmen (-6 / +8)

Glauben und Leben

Papst Franziskus

Sehr geehrter Herr Meisner,

mit Freude verfolge ich, wie der Heilige Vater in demütiger Art und Weise auf die Menschen zugeht und es versteht, viele Menschen in einer offenen, barmherzigen und modernen Art zu erreichen, ohne die Glaubensgrundsätze anzutasten.

Ich denke, seine Ansichten unterscheiden sich nur unwesentlich von denen seines Vorgängers, er hat lediglich eine andere Art der Verkündigung.

Dennoch werden immer wieder kritische Stimmen von Seiten der konservativen Katholiken gegen den Heiligen Vater laut. Dies gipfelt in der "Offenbarung" "die Warnung", die von vielen Konservativen sehr ernst genommen wird und mit der Kirche nicht vereinbar ist, da sie zur Untreue gegenüber dem heiligen Vater aufruft.

Ich nehme diese Dinge nicht ernst, und doch gibt es einige Punkte, die mich irritieren.

In seinem Bischofswappen wie auch in seinem anfänglichen Papstwappen verwendete der Heilige Vater den Fünfzackstern, der scheinbar für die Mutter Gottes stand. Dieser Stern wurde ausgetauscht. Bisher betrachtete ich diesen Stern immer als ein typisches Freimaurersymbol. Da man nicht leugnen kann, dass die moderne Welt überschwemmt ist von Freimaurersymbolen (Musikindustrie, Filmindustrie,...), war ich sehr geschockt, dass dieser Stern Eingang ins päpstliche Wappen fand (auch wenn er dort kein Freimaurersymbol darstellen soll).

Zudem lese ich immer wieder, dass Papst Franziskus eine Art Ehrenmitglied der Rotarier ist, die wohl wiederum irgendwie mit den Freimaurern verbunden sind.

Eine dritte Sache, die meine Freude trübt, ist seine Offenheit gegenüber der Zölibatsantastung, für mich eine Verweltlichung des Priestertums (siehe v.a. 2. Link):

http://www.welt.de/kultur/article115294320/Franziskus-hae...

http://diepresse.com/home/panorama/religion/1432823/Papst...

Ich möchte keineswegs diesen symphatischen Papst angreifen, sondern im Gegenteil versuchen, Punkte, die mich irritieren, aus der Welt zu schaffen.

Deshalb meine Fragen an Sie, Herr Meisner:
Wie steht der Papst zum Zölibat?
Was hat es mit dem Stern auf sich?
Was ist von den Rotarieren zu halten?
Ist der Papst Rotariermitglied?

Vielen Dank und freundliche Grüße,

Klaus Jung

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Antwort
von Joachim Kardinal Meisner am 12. November 2013
Joachim Kardinal Meisner

Sehr geehrter Herr Jung,

es freut mich, dass Sie das öffentliche Auftreten unseres Hl. Vaters so aufmerksam verfolgen. Aber es ist selbstverständlich und naturgegeben, dass ein Papst Franziskus seine Worte anders wählen und die Schwerpunkte seiner Predigt anders setzen wird, als seine Vorgänger. Aber genau so wie seine Vorgänger vertritt unser Papst Franziskus die Lehre und Autorität der Kirche in ihrer Gesamtheit. Es ist aus diesem Grund müßig und unsinnig aus einzelnen Äußerungen, Gesten oder Symbolen, die der Hl. Vater verwendet, grundsätzliche Themen in Frage zu stellen.

Aber konkret zu Ihren Fragen:

Zölibat:
Der Zölibat gehört zum Wesen des Priestertums, auch wenn es immer wieder Stimmen gibt, die dieses relativieren wollen. Die Äußerungen des Hl. Vaters zu diesem Thema unterscheiden sich keinesfalls im Grundsatz, allenfalls in der Art der Formulierung. Die von Ihnen angeführten Presseartikel können nicht als Beleg dafür herangezogen werden, dass der Papst den Zölibat abschaffen wolle.

Pentagramm:
Der fünfzackige Stern wird in unterschiedlichen Kontexten eingesetzt, das Pentagramm (der fünfzackige Stern) ist keineswegs ein Symbol, das ausschließlich dem Freimaurertum zugesprochen werden kann. In der christlichen Kunst sind die fünf Zacken mitunter als die fünf Wunden Christi interpretiert worden.

Es ist richtig, dass der fünfzackige Stern auch ein Symbol der Freimaurer ist. Eindeutig zurückgewiesen werden müssen die Spekulationen und Behauptungen, welche den jetzigen Papst und seine Vorgänger als „verkappte Freimaurer“ hinstellen. Solche Darstellungen entbehren jeglicher verlässlicher Grundlage und sind Teil von Verschwörungstheorien.

Bekannt ist, dass Freimaurerlogen nach wie vor existieren und auch Kulturschaffende sowie Politiker zu den Freimaurern zählen. Die katholische Kirche hat eindeutig entschieden, dass eine Zugehörigkeit zu den Freimaurern mit der Zugehörigkeit zur katholischen Kirche nicht vereinbar ist. Die Annahme, dass Würdenträger der katholischen Kirche oder gar der Papst selbst der Freimaurer-Bewegung angehören, ist aus der Luft gegriffen. Kein ernst zu nehmender Hinweis deutet darauf hin.

Rotarier:
Eine Verknüpfung zwischen Rotariern und Freimaurern in genereller Weise herzustellen, erscheint mir ebenso als unzulässig. Die Rotarier sind eine eigenständige Organisation, die sich satzungsgemäß als strikt religiös und weltanschaulich neutral darstellen. Mir sind katholische Geistliche bekannt, die Mitglied bei den Rotariern sind, ohne jemals in den Verdacht der Nähe zur Freimaurerei gekommen zu sein.

Ob der Papst Kontakte zu Rotariern hatte oder hat, entzieht sich meiner Kenntnis.

Mit freundlichen Grüßen