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Autor Dieter Müller am 16. Januar 2014
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Glauben und Leben

Homosexualität und Schöpfungsordnung

Sehr geehrter Herr Kardinal Meisner,

beim Thema Homosexualität beschreiten die christlichen Kirchen inzwischen sehr unterschiedliche Wege. Auf der einen Seite begreifen evangelische Theologen Homosexualität seit neuestem als Teil der Schöpfung, auf der anderen Seite reden katholische Geistliche von schwerer Sünde. Sie selbst haben in diesem Forum den katholischen Standpunkt unter anderem mit folgendem Satz begründet: "Diese gegenseitige Hinordnung von Mann und Frau ist uns unabhängig vom jeweils subjektiven Gefühl objektiv vorgegeben." Aber das stimmt doch nicht für alle Menschen. Bei einem Teil ist es gerade nicht so, und das schon seit Urzeiten, so dass man geradezu von einer anthropologischen Konstante sprechen kann.
Der Fußballer Thomas Hitzlsperger war nach eigenen Angaben acht Jahre mit einer Freundin zusammen, da hätte es doch irgendwann mal funken müssen. Ich selbst habe fünf Jahre lang eine Therapie gemacht mit dem Ziel heterosexuell zu werden. Mein Therapeut war selbst Priester und auch Berater der Bischöfe. Aber es war alles umsonst. Irgendwann mußte ich dann einsehen: Es ist wie es ist.
Ich frage mich auch: Wenn Gott die Homosexualität absolut nicht will, warum hat er sie mir dann gegeben? Nur um mich damit zu quälen? Ich habe mir meine sexuelle Orientierung jedenfalls nicht ausgesucht, das weiß ich mit Sicherheit. Ich wüßte auch nicht, was ich verbrochen haben sollte. Warum muss ich für etwas büßen, das ich überhaupt nicht zu verantworten habe?
Schließlich noch der Hinweis, dass homosexuelle Liebe ethisch keineswegs wertlos ist. Kardinal Woelki hat dies auf dem Mannheimer Katholikentag zum Ausdruck gebracht.
Aus meiner Sicht ist die derzeitige Position des katholischen Lehramtes mit dem Gebot der Nächstenliebe nicht vereinbar, denn das Bedürfnis nach Zärtlichkeit und Geborgenheit ist zutiefst menschlich. Dies einem Menschen grundsätzlich und für alle Zeit zu verwehren, ist schon ein starkes Stück.

Mit freundlichen Grüßen und im Voraus vielen Dank

Dieter Müller

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