Sehr geehrter Herr Miller,
wie Sie zu Recht dargestellt haben, handelt es sich um eine Arbeitsgemeinschaft auf Bundesebene. Aus diesem Grund hat der Pressesprecher unserer Bischofskonferenz den Sachverhalt in einer Stellungnahme dargestellt, die ich hier kurz zusammenfasse: Bereits 1959 haben katholische und evangelische – also konfessionelle – Träger von Ehe-, Familien- und Lebensberatungsstellen gemeinsam mit der Deutschen Arbeitsgemeinschaft für Jugend- und Eheberatung (dajeb) den Deutschen Arbeitskreis für Jugend-, Ehe- und Familienberatung (DAKJEF) gegründet. Diesem Arbeitskreis schlossen sich vor über 30 Jahren die Bundeskonferenz für Erziehungsberatung (bke) und auch Pro Familia an. Grundsätzlich bleibt darin die Eigenständigkeit und kirchliche Kenntlichkeit katholischer Ehe-, Familien- und Lebensberatung gewahrt, denn der Austausch umfasst keine Unterstützung politischer Anliegen oder ethischer Haltungen, die unvereinbar mit der Lehre der Kirche sind. Soweit die Stellungnahme, aus der schon hervorgeht, dass es eine „Abtreibung mit kirchlichem Segen“, wie Sie schreiben, niemals geben kann.
Darüber hinaus aber können wir auch nicht zulassen, dass das eindeutige kirchliche Zeugnis für die Unantastbarkeit des menschlichen Lebens verdunkelt wird, und sei es durch solche institutionellen Berührungspunkte wie gemeinsame Arbeitskreise. Denn als katholische Kirche fordern und vertre-
ten wir unmissverständlich das uneingeschränkte Lebensrecht jedes Menschen von der Zeugung an. Erst recht unmöglich wären deshalb beispielsweise gemeinsame Beratungskonzepte oder übereinstimmende Qualitätsstandards mit Einrichtungen anderer Träger, deren Beratung im Ergebnis auch die Abtreibung als Möglichkeit offen hält. Dies würde unsere klareHaltung für das Leben in Zweifel ziehen. Dafür bin ich immer eingetreten und werde mich auch in Zukunft mit ganzer Kraft einsetzen. Deshalb gilt z.B. für unsere „esperanza“-Beratungsstellen im Erzbistum Köln ein dem Leben zugewandtes, wert- und zielorientiertes Beratungsverständnis, das eine Abtreibung ausschließt und die Beratung mit konkreter Hilfe verknüpft, so dass ein tragfähiges Netz für ein Leben mit dem Kind entsteht. Gemeinsam mit den ratsuchenden Frauen und Männern wollen wir Lösungen für Konflikte, Fragen, Nöte und Krisen entwickeln, die den ungeborenen Menschen und sein Lebensrecht ausdrücklich einbeziehen. Nur eine solche Beratung entspricht der Würde des Menschen, die in seiner Gottebenbildlichkeit wurzelt.
Mit freundlichen Grüßen, Ihr