Sehr geehrter Herr Mackenstein,
über eine lange Zeit sind wir daran gewöhnt, dass Priester (oder auch Diakone) beinahe allen gottesdienstlichen Feiern vorstehen. Es gibt aber vielfältige Gebets- und Gottesdienstformen, wie zum Beispiel Kreuzweg- und Rosenkranzandachten, die alle getauften und gefirmten Christen aufgrund ihrer Berufung und Sendung feiern können. Hier halte ich es durchaus für eine gute Entwicklung, wenn sie dies in angemessener Zivilkleidung tun, weil auf diese Weise deutlich wird, dass hierzu keine besondere bischöfliche Beauftragung nötig ist, sondern jeder Katholik und jede Katholikin nach entsprechender Vorbereitung einen solchen Gottesdienst leiten kann. Gerade in Zeiten des Priestermangels bin ich dankbar, dass in vielen Gemeinden diese Wortgottesdienste gepflegt werden.
Die jeweiligen Laien leiten solche Andachten im Zusammenwirken mit dem Ortspfarrer, sie machen aber gleichzeitig deutlich, dass kein Gottesdienst gefeiert wird, dem nur ein Priester oder Diakon vorstehen kann. Aus Gesprächen weiß ich, wie leicht gerade bei Kirchenfernen Verwechslungen entstehen. Darum ist mir wichtig, dass auf keinen Fall durch die Kleidung der Eindruck entstehen soll, es handle sich um eine Stola (die den geweihten Amtsträgern vorbehalten ist).
Gleichwohl ist es möglich, dass auch Laien ein liturgisches Gewand tragen, ich habe für diese Fälle in unserem Erzbistum das Tragen einer Albe empfohlen.
Mit freundlichen Grüßen
Joachim Kardinal Meisner