Sehr geehrter Herr Weber,
auch wenn in den Medien viel spekuliert wird, sind ganz offenkundig die Gespräche zwischen dem Heiligen Stuhl und der Piusbruderschaft nicht abgeschlossen. Daher bitte ich um Verständnis, dass ich – meiner Lebenserfahrung folgend – nicht den zweiten Schritt vor dem ersten tun will, d.h. über eine etwaige Zusammenarbeit mit der Piusbruderschaft ist erst dann nachzudenken, wenn eine Wiedereingliederung wirklich gelingt, d.h. dass die Verantwortlichen den Glauben in Übereinstimmung mit der Lehre der Kirche und dem Nachfolger Petri bezeugen.
Und auch wenn dies gelingen sollte, wird für eine Zusammenarbeit erst wieder Vertrauen wachsen müssen. Wir Deutsche haben in den vergangenen mehr als zwanzig Jahren nach der Wiedervereinigung erlebt, wie lang es dauert, Menschen nach einer langen Trennung wieder zusammen zu führen. Vertrauen und Vertrautheit wachsen nur langsam – und auch die Wunden einer langen Auseinandersetzung brauchen Zeit zum Heilen. Wenn das alles gelingt, kann ich mir – wie bei Orden – eine gute Zusammenarbeit denken. Aber wie auch immer die Gespräche mit der Piusbruderschaft ausgehen: Es liegt noch ein langer Weg vor uns.
Beten wir für alle, die sich um die Einheit der Kirche mühen – insbesondere auch um die Einheit mit anderen christlichen Gemeinschaften und Kirchen.
Mit freundlichen Grüßen