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Autor Andreas Meier am 04. November 2012
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Glauben und Leben

Heilsgeschichte

Sehr geehrter Herr Kardinal Meisner,

ich habe noch eine Frage, die mich seit längerer Zeit stark beschäftigt. Es geht dabei um die Rolle des Judas Ischariot für die Heilsgeschichte. (Ich habe einen ähnlichen Artikel schon einmal geschrieben, damals hat es aber nicht funktioniert, ich hoffe ich habe ihn nicht doppelt veröffentlicht;)

Ich finde die Vorstellung immer sehr traurig und bedrückend, dass sozusagen unser Heil auch auf dem Unheil dieses Mannes basiert. Dabei ist mir klar, dass sich dieser Judas aus freiem Willen gegen Jesus entschieden hat. Was mir aber immer große innere Konflikte bereitet, ist die Frage, wieso Jesus diesen Judas als Jünger erwählt hat, wo er doch wusste, dass dieser ins Verderben rennen wird. Hätte Jesus diesen Judas nicht bewahren können, indem er ihn nicht erwählt?

Es bedrückt mich sehr, dass oft, wenn ich den gekreuzigten Jesus ansehe, ich auch an dieses Unheil denken muss, was meine Freude am Glauben stark trübt. Ich sehe aufgrund meines eigenen Unverständnisses also einen Flecken auf dem Herzen Jesu´, das völlig fleckenlos ist. Das ist für mich ein enorm bedrückender Zustand.

Es gibt ja in der Bibel oft den umgekehrten Fall, dass aus großen Sündern große Heilige werden. In diesem Fall endet die Vorsehung Gottes aber im ewigen Verderben. Dies ist mein innerer Konflikt, den ich zu bewältigen versuche.

Meine einzige Antwort die ich finden konnte, ist, dass sich dieser Judas möglicherweise in jedem Fall gegen Gott entschieden hätte, also egal ob er Jünger Jesu war oder ein afrikanischer Bauer, egal ob er damals gelebt hat oder heute leben würde.

Ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie mir Ihre Sichtweise dieser Dinge darlegen könnten, so dass ich meine innere Zerissenheit überwinden kann und mit meinem Glauben wieder nur Freude und keine Trübsal verbinde.

Herzlichen Dank,

Mit freundlichen Grüßen,

Andreas Meier

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