Sehr geehrter Herr Jung,
es freut mich, dass Sie das öffentliche Auftreten unseres Hl. Vaters so aufmerksam verfolgen. Aber es ist selbstverständlich und naturgegeben, dass ein Papst Franziskus seine Worte anders wählen und die Schwerpunkte seiner Predigt anders setzen wird, als seine Vorgänger. Aber genau so wie seine Vorgänger vertritt unser Papst Franziskus die Lehre und Autorität der Kirche in ihrer Gesamtheit. Es ist aus diesem Grund müßig und unsinnig aus einzelnen Äußerungen, Gesten oder Symbolen, die der Hl. Vater verwendet, grundsätzliche Themen in Frage zu stellen.
Aber konkret zu Ihren Fragen:
Zölibat:
Der Zölibat gehört zum Wesen des Priestertums, auch wenn es immer wieder Stimmen gibt, die dieses relativieren wollen. Die Äußerungen des Hl. Vaters zu diesem Thema unterscheiden sich keinesfalls im Grundsatz, allenfalls in der Art der Formulierung. Die von Ihnen angeführten Presseartikel können nicht als Beleg dafür herangezogen werden, dass der Papst den Zölibat abschaffen wolle.
Pentagramm:
Der fünfzackige Stern wird in unterschiedlichen Kontexten eingesetzt, das Pentagramm (der fünfzackige Stern) ist keineswegs ein Symbol, das ausschließlich dem Freimaurertum zugesprochen werden kann. In der christlichen Kunst sind die fünf Zacken mitunter als die fünf Wunden Christi interpretiert worden.
Es ist richtig, dass der fünfzackige Stern auch ein Symbol der Freimaurer ist. Eindeutig zurückgewiesen werden müssen die Spekulationen und Behauptungen, welche den jetzigen Papst und seine Vorgänger als „verkappte Freimaurer“ hinstellen. Solche Darstellungen entbehren jeglicher verlässlicher Grundlage und sind Teil von Verschwörungstheorien.
Bekannt ist, dass Freimaurerlogen nach wie vor existieren und auch Kulturschaffende sowie Politiker zu den Freimaurern zählen. Die katholische Kirche hat eindeutig entschieden, dass eine Zugehörigkeit zu den Freimaurern mit der Zugehörigkeit zur katholischen Kirche nicht vereinbar ist. Die Annahme, dass Würdenträger der katholischen Kirche oder gar der Papst selbst der Freimaurer-Bewegung angehören, ist aus der Luft gegriffen. Kein ernst zu nehmender Hinweis deutet darauf hin.
Rotarier:
Eine Verknüpfung zwischen Rotariern und Freimaurern in genereller Weise herzustellen, erscheint mir ebenso als unzulässig. Die Rotarier sind eine eigenständige Organisation, die sich satzungsgemäß als strikt religiös und weltanschaulich neutral darstellen. Mir sind katholische Geistliche bekannt, die Mitglied bei den Rotariern sind, ohne jemals in den Verdacht der Nähe zur Freimaurerei gekommen zu sein.
Ob der Papst Kontakte zu Rotariern hatte oder hat, entzieht sich meiner Kenntnis.
Mit freundlichen Grüßen