Sehr geehrter Herr Steil,
für Ihre Frage zur Handkommunion danke ich Ihnen. Viele Menschen vermuten ja, die Handkommunion sei eine „Erfindung“ unserer Zeit. Vielmehr handelt es sich aber gerade bei der Handkommunion um die altkirchliche Form des Kommunionempfangs.
Gegen Ende des 4. Jahrhunderts hat der heilige Kirchenvater Cyrill von Jerusalem die Neugetauften aufgefordert, dass sie beide Hände ausstrecken und mit der linken Hand einen Thron für die rechte Hand bilden sollen, um den Leib des Herrn in der Hl. Kommunion würdig zu empfangen. Diese Praxis lehrt auch der heilige Kirchenvater Johannes Chrysostomus. Erst im 8./9. Jahrhundert wurde dann die Mundkommunion allgemein eingeführt.
Während des Pontifikats von Papst Paul VI. (1963-1978) wurde die Handkommunion wieder erlaubt. Beide Formen sind heute möglich, um die Hl. Eucharistie würdig zu empfangen. Mir sind keine Pläne bekannt, dies zu ändern.
Auch geht es meiner festen Überzeugung nach nicht darum, die seit den Vätern mögliche Praxis der Handkommunion zugunsten der Mundkommunion wieder abzuschaffen. Vielmehr muss es unser Ziel sein, die Ehrfurcht vor dem Empfang des eucharistischen Sakramentes neu zur Entfaltung zu bringen. Dazu gehört eine gründliche Vorbereitung der Kinder auf die Erstkommunion ebenso wie die immer wiederkehrende Thematisierung in Predigt und Katechese. Vor allem aber geht es um die Erneuerung unserer Haltung der Ehrfurcht vor dem Hl. Sakrament des Altares.
Die Wiederentdeckung der eucharistischen Anbetung beim Weltjugendtag 2005 in Köln war dazu ein wichtiger Schritt. Auch der Nationale Eucharistische Kongress 2013 bei uns in Köln bietet uns hier viele Chancen.
Als Bischof möchte ich weiterhin diese innere Wiederentdeckung der Ehrfurcht fördern. So ist ein würdiger und ehrfürchtiger Empfang der Hl. Kommunion in beiden Formen möglich.
Mit freundlichen Grüßen und den besten Segenswünschen