Sehr geehrter Herr Witzel,
ich habe Ihren Beitrag mit Interesse gelesen und freue mich, dass Sie sich zum Thema Nichtraucherschutz Gedanken machen. Es ist unbestritten, dass Rauchen schädlich ist, da sind wir offenbar einer Meinung. Denn auch Sie begrüßen ja „im Prinzip“ das neue Gesetz.
Sie führen soziale Aspekte für einen Besuch in der Eckkneipe im Kiez an, die wichtig und nachvollziehbar sind.
Aber bei den Überlegungen zu den Nichtraucherschutzgesetzen in den Ländern stand überall der Schutz der Gesundheit im Vordergrund, so auch bei uns. Könnte man bei Rauchern noch argumentieren, dass sie trotz der bekannten Risiken selbst entscheiden können, ob sie ihre Gesundheit aufs Spiel setzen oder nicht, trägt dieses Argument für Nichtraucherinnen und Nichtraucher, die sich im gleichen Raum aufhalten, eben gerade nicht. Nach wissenschaftlichen Untersuchungen sterben jedes Jahr deutlich über 3.000 Menschen an den Folgen das Passivrauchens. Diese Menschen zukünftig besser zu schützen, ist Hauptanliegen der Nichtraucherschutzgesetze aller Länder. Wenn Sie dies bedenken, so werden Sie mir zustimmen, lässt es sich schwerlich durchhalten, das Rauchen in Restaurants zu untersagen, es aber in Eckkneipen zu gestatten. Denn die Gesundheit der Gäste, aber auch der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter würde auch dort geschädigt.
Außerdem hat die Diskussion gezeigt, dass eine saubere Trennung von Gaststätten und Kneipen kaum machbar ist. Die Länder haben in ihren Gesetzentwürfen übereinstimmend klar umrissene Ausnahmen zugelassen. So darf unter bestimmten Bedingungen in Nebenräumen geraucht werden. Und für den Fall, dass ein solcher nicht zur Verfügung steht, sind die Raucher ab 01.01.2008 sicher bereit, für eine kurze Zigarettenpause ins Freie zu gehen und damit die Nichtraucher zu schonen.
Letztlich zeigen die Erfahrungen in anderen Ländern wie Italien oder Irland, dass wirtschaftliche Einbußen bei den Gastwirten nicht zu verzeichnen sind. Im Gegenteil: Viele Wirte können neue, zusätzliche Gäste begrüßen. So hat jetzt der Restaurantbesitzer Mario Kade in Potsdam, der das Rauchen bereits seit einem Jahr in seinem Lokal untersagt hatte, berichtet, dass er zwar wenige Gäste verloren, aber weit mehr neue Kunden gewonnen habe.
Ich bin sicher, dass das lebendige Kneipenleben in Brandenburg auch künftig erhalten bleibt, die Menschen soziale Kontakte pflegen und sich über alles, was sie bewegt, unterhalten - aber in besserer Luft.
Mit freundlichem Gruß
Matthias Platzeck
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