Sehr geehrte Damen und Herren,

wie Sie sicher aus den Medien erfahren haben, werde ich am 28. August vom Amt des Ministerpräsidenten zurücktreten. Deshalb wird es mir künftig nicht mehr möglich sein, Ihre Fragen an dieser Stelle zu beantworten. Der Bürgerdialog über das Onlineportal direktzu.de hat in den zurückliegenden Jahren eine Vielzahl von Anliegen und Problemen von Ihnen, den Bürgerinnen und Bürgern, thematisiert. Ich habe mich über die anhaltende Resonanz sehr gefreut. Sie dokumentierte Ihr Interesse am Lebensumfeld, aber auch an politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Fragen. Das Portal war für mich wichtiger Anzeiger, welche Sorgen, Probleme oder Anliegen die Menschen im Land bewegen. Es bot die Möglichkeit, politische Bewertungen aus der brandenburgischen Bevölkerung ungefiltert und direkt zu erfahren. Und ebenso offen und geradeheraus habe ich mich stets um Antwort bemüht. Für mich war darüber hinaus entscheidend, dass das Voting-Verfahren den öffentlichen Diskurs bei uns im Land befördert. Fragesteller und auch ich wussten dadurch: Das interessiert Viele!

Ich bedanke mich bei Ihnen für Ihr Vertrauen und die vielen interessanten Fragen und Einschätzungen.

Herzlichst

Ihr

Matthias Platzeck

Beantwortet
Autor Heiko Peschel am 12. Mai 2011
10908 Leser · 60 Stimmen (-2 / +58) · 2 Kommentare

Vorhaben, Vorschläge und Ideen

Veränderte Bahnverbindung Potsdam - Flughafen Berlin-Schönefeld (RB22)

Sehr geehrter Herr Ministerpräsident,

ich wandte mich bereits in einer Mail an Sie, welche weitergeleitet wurde an das Ministerium und von dort leider unbeantwortet blieb.

Deshalb meine Frage auf diesem Wege nochmals. Warum wird für die Verkürzung der Fahrzeit von Potsdam zum Fllughafen Berlin-Schönefeld eine gelungene Bahnverbindung (RB22) verändert und mit viel Geld (Steuergelder) neue nur auf Prognosen beruhende Verbindungen geschaffen, welche die täglichen Pendler - Wähler im Land Brandenburg - derart benachteiligen und deren tägliche Fahrzeiten verlängern.

Flugreisende sind nicht an täglich kurze Verbindungen gebunden. Meist haben die Geschäfts- und Urlaubsreisende etwas mehr Zeit. Auf 10 Minuten kommt es da nicht an. Oder wie schaffen es die Passagiere in München und anderen Städten. Selbst Berliner brauchen mehr Zeit. Nur in Potsdam gibt man Millionen dafür aus, das es zu geringen Zeiteinsparungen kommen soll. Wir haben es. Oder glauben Gutachter daran, dass Sie, Ihre Minister und Staatssekretäre, die Wirtschaftsverantwortlichen und Urlauber mit der Bahn fahren. Nein. Dies werden sie nicht. Aber Pendler werden es schwerer haben oder umsteigen. Dazu kommt, dass durch den Mehraufwand weniger Zeit für die Familie bleibt, da Sie uns auf den längeren Arbeitsweg schicken. Die Wirtschaftszahlen möchte ich nicht gegenüber stellen. Der Mehraufwand der Pendler in Zahlen gegenüber den geringeren Zeiteinsparungen der Nutzer der neuen Bahnanbindung. Volkswirtschaftlich eine garantierte Minusrechnung.

Warum beläst man es nicht bei der Verbindung RB22 und schafft zusätzlich - ohne große Mehrkosten - eine direkte Verbindung mit dem Bus von Potsdam über Stansdorf und Teltow zum Flughafen. Auch in anderen Städten funktioniert dies und wird zum Teil sogar von Fluglinien betrieben bzw. unterstützt.

Von solchen Varianten liest und hört man nichts. Man vertraut auf in Auftrag gegebene Gutachten. Man hält einfach an eine einmal getroffene Entscheidung fest. Warum? Auch in der Wirtschaft fragt man immer mehr den Mitarbeiter, da dort viele gute Ideen geboren werden. Warum nicht auch in der Politik?
Genug Ideen gibt. Reden Sie und Ihr verantwortlicher minister offen mit allen Betroffenen.

Ich würde mich freuen, wenn es zu einem Überdenken der Entscheidung kommt. So ist sie für viele Betroffene nicht nachvollziehbar, zumal nicht mit offenen Karten gespielt wird.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit und Verständnis.

Ich wünsche Ihnen weiterhin viel Gesundheit und Kraft für Ihre Arbeit im Sinne der Bürger Brandenburgs.

Mit freundlichen Grüßen

Heiko Peschel
Brandenburger aus Michendorf

+56

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Antwort
von Matthias Platzeck am 22. Juni 2011
Matthias Platzeck

Sehr geehrter Herr Peschel,

die Eröffnung des neuen Flughafens Berlin Brandenburg in einem Jahr bedeutet für unsere ganze Region viele Veränderungen im Umfeld, sei es in der Wirtschaft, im Tourismus und auch im Verkehr. Ich begrüße das sehr, denn dieses größte Infrastrukturprojekt nicht nur für Berlin-Brandenburg, sondern ganz Ostdeutschland wird nur dann seine positiven Wirkungen voll entfalten können, wenn in vielen Bereichen klug mitgeplant, mitgedacht und gehandelt wird. Das gilt natürlich auch und gerade für eine leistungsfähige Verkehrsanbindung. Insofern bin ich Ihnen sehr dankbar für Ihren Diskussionsbeitrag zu diesem Thema.

Fest steht schon heute: Millionen Menschen in Berlin, Brandenburg und darüber hinaus werden von neuen, leistungsfähigen Verbindungen in alle Welt profitieren. Ein unschätzbarer Vorteil wird dabei sein, dass Viele vor Beginn ihrer Flugreise kurze Wege zum Flughafen haben werden. Es ist das Ziel der von mir geführten Landesregierung, dass das natürlich auch für die Region um unsere Landeshauptstadt gilt. Die neue Linienführung der Regionalbahn-Linie 22 ist ein Baustein dafür. Sie wird dafür sorgen, dass das neue Flughafengebäude von Potsdam aus in etwa 40 Minuten erreichbar ist. Zum Vergleich: Heute braucht ein Reisender per Bahn fast eine Stunde zum alten Schönefelder Bahnhof und muss dann noch zu Fuß zum Flughafen gehen oder den Pendelbus benutzen.

Ich halte dies, sehr geehrter Herr Peschel, für eine wesentliche Zeitersparnis. Dazu kommt, dass die neue Linienführung über Golm in öffentlichen Dialogforen diskutiert und bestätigt wurde. Der Neuzuschnitt kommt auch nicht von ungefähr oder ist am grünen Tisch einfach mal so entschieden worden. Nein, ihm liegt eine Erhebung zugrunde, der zufolge die neue Streckenführung zu mehr Fahrgästen und zu einer größeren Nachfrage führen wird. Denn zur Wahrheit gehört auch, dass die gegenwärtige Linienführung über Michendorf eben nur sehr unbefriedigend in Anspruch genommen wird.

Nun ist es leider so, dass Verbesserungen für die einen mitunter zu nicht willkommenen Veränderungen für andere führen können. Das ist für die Michendorfer offenbar nach Ihrer Wahrnehmung der Fall. Ich habe dafür Verständnis. Aber verantwortliche Landespolitik muss in solchen Fällen Vorteile und Nachteile sorgfältig abwägen. Die Hauptnachfrage für die Regionalbahnlinie 22 besteht der Erhebung zufolge in der Landeshauptstadt und westlich Potsdams und ist gerichtet auf zügige und konkurrenzfähige Verbindungen. Die von Ihnen vorgeschlagene Buslinie über Stahnsdorf stellt nach der Überzeugung der Verkehrsexperten hierzu keine Alternative dar.

Vielleicht noch ein Tipp: Mit der Regionalexpress-Linie 7 können Reisende aus der Region Fläming von Medewitz bis Michendorf umsteigefrei durch Berlin und direkt zum Tiefbahnhof des Flughafenterminals verkehren. Wer Zeit sparen will, sollte den Regionalbahnhaltepunkt in Saarmund nutzen. Die aktuelle Fahrtzeit mit der Regionalbahn 22 von Michendorf nach Schönefeld beträgt 25 Minuten. Die Fahrtzeit der neuen Linie 22 zum Flughafen wird ab Saarmund etwa 17 Minuten betragen.

Mit freundlichem Gruß


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