Sehr geehrter Herr Bölke
ich freue mich über Gedanken und Anregungen zu Problemen unseres Schulalltags. Sie haben recht, der Anteil der Schülerinnen und Schüler, die ohne Abschluss die Schule verlassen, ist in Brandenburg noch immer zu hoch. Aber: Die von Ihnen genannten Zahlen sind schon etwas älter, sie stammen aus dem Schuljahr 2008/2009. Seitdem konnte die Zahl der Schulabbrecher kontinuierlich gesenkt werden. Im vergangenen Schuljahr wurde in Brandenburg die Zehn-Prozent-Marke nach unten durchbrochen. Die Quote lag bei 8,9 Prozent. Das ist ein kleiner, schöner Erfolg.
Für die Einordnung dieser Zahl ist es wichtig zu wissen: Schülerinnen und Schülern mit dem sonderpädagogischen Schwerpunkt Lernen, die überwiegend eine Förderschule besuchen, können am Ende ihrer Schullaufbahn in der Regel keinen Abschluss erwerben. Diese Kinder, deren Anteil sich auf 6,8 Prozent beläuft, fließen mit in die Quote ein.
Die Landesregierung, sehr geehrter Herr Bölke, will sich mit diesem Zustand nicht abfinden. Sie verfolgt das Ziel, auch die Zahl der Förderschüler zu senken und möglichst allen Kindern eine Schullaufbahn an der Regelschule mit einem Schulabschluss zu ermöglichen. Ich bin davon überzeugt, dass Brandenburg den richtigen Kurs eingeschlagen hat.
Dessen ungeachtet arbeitet unser Land seit Jahren auf vielfältige Weise auch daran, den Anteil der Schüler ohne Abschluss durch gezielte Förderung zu senken. Dazu zählen insbesondere die „Initiative Oberschule“ und Kooperationsprojekte zwischen Schule und Jugendhilfe. In beiden Projektansätzen werden die Schülerinnen und Schüler mit verschiedenen Angeboten in ihrer Persönlichkeitsentwicklung mit dem Ziel unterstützt, die für berufliche Ausbildung notwendigen Kompetenzen zu erwerben und gleichzeitig einen qualifizierten Schulabschluss zu erlangen. Dafür werden Mittel aus dem Europäischen Sozialfonds in zweistelliger Millionenhöhe eingesetzt. Diese Initiativen richten sich an noch schulpflichtige Jugendliche, die damit eine Chance erhalten, einen Schulabschluss noch innerhalb der allgemeinen Schulpflicht erwerben zu können.
Die Produktionsschule, wie Sie sie beschreiben, stellt ein Modell im Anschluss an die allgemeine Schulpflicht dar. Auch bei uns im Land wird mit diesem Angebot gearbeitet. In verschiedenen Landkreisen gibt es zurzeit fünf Produktionsschulen und Jugendwerkstätten nach dem von Ihnen beschriebenen dänischen Vorbild. Sie ermöglichen den jungen Menschen in ihren Werkstätten einen Einblick in verschiedene Berufsfelder wie Tischlerei, Metallwerkstatt, Töpferei, Gastronomie oder Medien. Positiv ist auch, dass in jeder berufspädagogischen Leistung ein Stützunterricht angeboten wird, der schulisches Grundwissen neben praktischen Fähigkeiten vermittelt. Fast alle Produktionsschulen bieten einen darüber hinaus gehenden theoretischen Unterricht für jene an, die sich auf die Nichtschülerprüfung an einem Oberstufenzentrum oder an einer Schule des Zweiten Bildungswegs vorbereiten möchten.
Mit freundlichen Grüßen
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am 01. August 2011
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