Sehr geehrte Damen und Herren,

wie Sie sicher aus den Medien erfahren haben, werde ich am 28. August vom Amt des Ministerpräsidenten zurücktreten. Deshalb wird es mir künftig nicht mehr möglich sein, Ihre Fragen an dieser Stelle zu beantworten. Der Bürgerdialog über das Onlineportal direktzu.de hat in den zurückliegenden Jahren eine Vielzahl von Anliegen und Problemen von Ihnen, den Bürgerinnen und Bürgern, thematisiert. Ich habe mich über die anhaltende Resonanz sehr gefreut. Sie dokumentierte Ihr Interesse am Lebensumfeld, aber auch an politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Fragen. Das Portal war für mich wichtiger Anzeiger, welche Sorgen, Probleme oder Anliegen die Menschen im Land bewegen. Es bot die Möglichkeit, politische Bewertungen aus der brandenburgischen Bevölkerung ungefiltert und direkt zu erfahren. Und ebenso offen und geradeheraus habe ich mich stets um Antwort bemüht. Für mich war darüber hinaus entscheidend, dass das Voting-Verfahren den öffentlichen Diskurs bei uns im Land befördert. Fragesteller und auch ich wussten dadurch: Das interessiert Viele!

Ich bedanke mich bei Ihnen für Ihr Vertrauen und die vielen interessanten Fragen und Einschätzungen.

Herzlichst

Ihr

Matthias Platzeck

Beantwortet
Autor Xavier Ludewig am 11. November 2011
10384 Leser · 94 Stimmen (-3 / +91) · 2 Kommentare

Umwelt

Der mit dem Wolf tanzt

Lieber Herr Platzeck,

kaum ein wildes Tier sorgt in Brandenburg für so viele Emotionen wie der Wolf. Zwischen Niederlausitz und Prignitz streifen 30 bis 40 der geschützten Graupelze durch die Wälder.

Noch mal die Zahl: 30 bis 40!!!!

Sicherlich, ab und zu wird der Wolf auch mal ein Nutzvieh reißen. Aber soll tatsächlich der Wolf ins deutsche/brandenburgische (?) Jagdrecht aufgenommen werden?

Die Zeiten von Grimms Märchen sind doch lange vorbei?

Wolfgang Bethe, Präsident des Landesjagdverbandes, hält erst einmal eine Aktualisierung des Wolfsplans für dringend erforderlich. "Wir müssen die fortschreitenden Besiedlung Brandenburgs mit Wölfen sowie das große Interesse der Landnutzer und der übrigen Bevölkerung beachten", begründet er das Anliegen. "Erst wenn ein funktionierendes Wolfsmanagement besteht, sollte über den Weg einer Überführung dieser Art ins Jagdrecht entschieden werden."

Ein weiteres Zitat von Jürgen Herold, Vorsitzender der jagdlichen Hegegemeinschaft Senftenberg-Nord: "Wir würden diese Art gern bejagen, wollen sie aber keineswegs ausrotten."

Keineswegs ausrotten? Aber eine Trophäe im Jagdzimmer?

Sollten wir uns nicht lieber freuen, das der Wolf wieder in Brandenburg angekommen ist?

MfG

+88

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Antwort
von Matthias Platzeck am 27. Januar 2012
Matthias Platzeck

Sehr geehrter Herr Ludewig,

was vor zehn Jahren noch undenkbar war, ist heute Realität: Der Wolf kehrt nach mehr als 100 Jahren wieder in deutsche Wälder zurück. Auch nach Brandenburg. Über das Indiz größerer intakter Naturräume sind aber nicht alle Menschen glücklich. Kein Wunder: Der Wolf ist ein Fleischfresser und wird seine Nahrung immer dort suchen, wo sie am einfachsten zu erreichen ist.

So konnte das Tier das Böse-Wolf-Image bis heute nicht ablegen. Ich hörte und las immer wieder Stimmen die meinten, Wölfe könnten zu nahe an bewohnte Gebiete herankommen und möglicherweise Menschen angreifen. Forscher meinen: reine Märchen-Fantasien. Wölfe seien viel zu scheue Tiere, als dass sie sich zu nah an die Menschen heranwagen würden.

Es bedarf also der seriösen Aufklärung über Lebensweise und Verhalten dieser streng geschützten Tierart. Und wir brauchen Präventionsmaßnahmen und Unterstützung für Tierhalter, damit sich ein Klima der Akzeptanz für das Wildtier ausbilden kann.

Sehr geehrter Herr Ludwig, die Landesregierung betreibt nicht aktiv die Ansiedlung des Wolfes, was ja des Öfteren behauptet wird. Die Rückkehr des Wolfes zeigt uns, dass es möglich ist, in einem industrialisierten Land wie Brandenburg intakte Naturgebiete zu erhalten, die das Leben von Wildtieren ermöglichen. Vor diesem Hintergrund wird die Landesregierung den bestehenden Wolfsmanagementplan gemeinsam mit den Nutzerverbänden weiterentwickeln.

Und es ist auch in Brandenburg nicht beabsichtigt, den Wolf in das Jagdrecht aufzunehmen. Erforderliche Maßnahmen zur Lösung von Konfliktfällen sind heute schon nach den geltenden Vorschriften des Naturschutzgesetzes möglich.

Ich gehe davon aus, dass wir es gemeinsam schaffen, ein langfristiges Neben– und Miteinander von Mensch und Wolf zu ermöglichen, wenn alle in diesem Prozess Beteiligten nach einer tragfähigen Lösung suchen.

Mit freundlichen Grüßen

Matthias Platzeck


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