Sehr geerter Herr Voss, liebe Leser,

entschuldigen Sie die Einmischung, doch die Sache erscheint mir wirklich gravierend und ich will hier meine Bedenken äußern:

Ich glaube nicht, dass es sinnvoll wäre, sich für eine Stärkung der Rüstungsindustrie einzusetzen, das scheint mir ZU SEHR von einem rein pragmatischen Gedanken geprägt, auch wenn eine Gesellschaft keinesfalls an einem pragmatischen Gedanken vorbei kommt.

Die Position, tun´s wir nicht, tun´s andere, war m. E. immer schon Ausflucht dahingehend, das prinzipiell für ungehörig Gehaltene zu verniedlichen und beim anderen umgekehrt auch.

Die Ethik ist der Kern einer Gesellschaft, sie nur als Nebenprodukt und als bloße Eventualität anzusehen, würde aus einer ethisch geprägten eine rein technische Gesellschaft werden lassen.

Selbstverständlich bin ich nicht so vermessen zu behaupten, es gäbe nur eine Art von Ethik. Anerkannterweise gibt es zwei davon, die Gesinnungsethik - für mich der Kern der Ethik, die uns GRUNDSÄTZLICH sagt, was wir trotz allen Könnens gerade NICHT tun sollen -, dann die Verantwortungsethik, die angesichts von Not eine Abweichung dazu ist.

Es ist ethischer, einen Menschen nicht zu töten, als ihn zu töten oder Gerätschaften zu produzieren, die ihn töten könnten.

Die Abweichung dazu ist, dass es mitunter Umstände gibt, dass eine Tötung oder die Inkaufnahme einer Tötung im Zuge einer Intervention (als bitterste Notwendigkeit) ggf. sein muss. Die so bezeichnete Verantwortungsethik, da einzugreifen, kann sich augenblicklich und momentan vor die Gesinnungsethik, die Ethik im Kern stellen, sie kann sie aber nicht ersetzen oder zunichte machen. Dauerhaft praktiziert führt das zur eingewöhnten Aushöhlung der Ethik im eigentlichen Sinne und das ist für mich das Problem.

Es bleibt sperrig.
Eine Erhöhung der Rüstungsproduktion, ja geradezu ein Reißen darum ist geeignet, das glattzubiegen, was nur krumm und schief bleiben kann.

Sehr geehrter Herr Krüger,

ich sehe in den Ländern China und Russland Potentiale im Bereich des Rüstungsexports. Da es sich hier nicht um "Schurkenstaaten" handelt, kann ich es im Zusammenhang mit diesem Ländern auch ethisch vertreten. Bezahlt werden könnten die Rüstungsgüter mit Öl, Gas und Seltenen Erden. Alles Rohstoffe, die unsere Industrie gut gebrauchen könnte.

Mit freundlichen Grüßen

Holger Voss

Sehr geehrter Herr Voss,

selbstverständlich ist es gut, das eine und das andere auseinander zu halten, mein Anliegen betraf allerdings das Grundsätzliche des Rüstungsexports, unabhängig von der tatsächlichen oder vermeintlichen Lage des Empfängerstaates.

Möglicherweise gehen unsere Auffassungen über diese Ethik da etwas oder auch ziemlich auseinander, wie das immer so ist, wenn Menschen zusammen kommen; weil dies allerdings auch die Seite des Ministerpräsidenten ist, ging es mir darum, auf diesen grundsätzlich genannten Aspekt aufmerksam zu machen.

Gleichfalls mit freundlichen Grüßen
Helmut Krüger