Sehr geehrter Herr Schreiber.
wenn Sie das Voting der Woche aufmerksam verfolgt haben, werden Sie Erstaunliches feststellen. Zu ein und derselben Personalie gibt es zwei völlig entgegengesetzte, aber erfolgreiche Wortmeldungen. Während Herr Voss voll des Lobes zur Entscheidung ist, äußern Sie Entsetzen. Ihr Beitrag deckt sich übrigens inhaltlich mit manchen anderen Briefen und E-Mails, die mich kurz nach der Ernennung von Hartmut Mehdorn zum Vorsitzenden der Geschäftsführung der Flughafen Berlin Brandenburg GmbH (FBB) erreicht haben. Dick ist aber auch der Stapel mit den Zuschriften, die dem Aufsichtsrat seinerzeit zu einem „Coup an der Vorstandsspitze“ gratuliert haben. Das bestätigt, was wir alle nicht erst seit dem Frühjahr wissen: Beim Ansehen von Deutschlands wohl bekanntestem Manager scheiden sich die Geister.
Warum sich am 11. März der gesamte Aufsichtsrat einstimmig für einen Endspurt mit Hartmut Mehdorn ausgesprochen hat, möchte ich gerne noch einmal umreißen. Zunächst waren sich alle einig, dass mit ihm ein erfahrener und starker Manager verpflichtet wird. In den vergangenen Jahrzehnten hat er bewiesen, dass er große Unternehmensstrukturen führen und komplexe Bauprojekte bewältigen kann. Seine beruflichen Stationen hatten immer wieder Bezüge zur Luftfahrtindustrie und zum Flugwesen. Ich denke beispielhaft an die Geschäftsführung der Deutschen Airbus GmbH zu Beginn der 1990er-Jahre oder an den Interims-Vorsitz bei der Fluggesellschaft Air Berlin von 2011 bis 2013.
In Erinnerung ist Mehdorn vielen Menschen als kantiger Deutsche-Bahn-Chef geblieben. Und bei allen auch kritischen Anmerkungen zu dieser Ära bleibt: Fast zehn Jahre stand er an der Spitze von Europas größtem Verkehrs- unternehmen. Allein von seinem gewaltigen Erfahrungsschatz wird das Team der Flughafengesellschaft und damit auch der neue Flughafen BER profitieren können. Deshalb hat Herr Mehdorn die volle Unterstützung der Gesellschafter – also der Länder Brandenburg und Berlin sowie dem Bund. Die braucht er auch, um seinen wichtigen Auftrag zu erfüllen: Den Flughafen schnell und sicher an den Start zu bringen.
Ich bin offen gesagt sehr froh, mit Hartmut Mehdorn einen entscheidungs- starken, zielstrebigen und standhaften Manager auf der Kommandobrücke der Flughafengesellschaft zu wissen. Jetzt ist er seit nicht ganz drei Monaten im Amt, und es wäre interessant für mich zu wissen, welchen Eindruck Sie nach Ihrer Skepsis am Anfang bisher gewonnen haben, sehr geehrter Herr Schreiber. Was mich anbetrifft, habe ich das gute Gefühl, dass der BER-Dampfer mit seinem neuen Kapitän wieder Fahrt aufgenommen hat. Ich unterstütze die ungeschönte und ehrliche Art und Weise, mit der er die verfahrene Sache wieder auf Kurs zu bringen versucht. Dass ich so manche Idee gern zuerst intern diskutieren und auf ihre Umsetzbarkeit abklopfen würde, statt sie gleich via Nachrichten in den Medien verbreitet zu sehen, ist bekannt. Auch Hartmut Mehdorn kennt meine Meinung, dass wir da besser werden müssen. Denn wir brauchen Vertrauen in den BER, keine neue Verunsicherung.
Mit freundlichen Grüßen
Matthias Platzeck
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am 09. März 2013
1.
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