Sehr geehrte Damen und Herren,

wie Sie sicher aus den Medien erfahren haben, werde ich am 28. August vom Amt des Ministerpräsidenten zurücktreten. Deshalb wird es mir künftig nicht mehr möglich sein, Ihre Fragen an dieser Stelle zu beantworten. Der Bürgerdialog über das Onlineportal direktzu.de hat in den zurückliegenden Jahren eine Vielzahl von Anliegen und Problemen von Ihnen, den Bürgerinnen und Bürgern, thematisiert. Ich habe mich über die anhaltende Resonanz sehr gefreut. Sie dokumentierte Ihr Interesse am Lebensumfeld, aber auch an politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Fragen. Das Portal war für mich wichtiger Anzeiger, welche Sorgen, Probleme oder Anliegen die Menschen im Land bewegen. Es bot die Möglichkeit, politische Bewertungen aus der brandenburgischen Bevölkerung ungefiltert und direkt zu erfahren. Und ebenso offen und geradeheraus habe ich mich stets um Antwort bemüht. Für mich war darüber hinaus entscheidend, dass das Voting-Verfahren den öffentlichen Diskurs bei uns im Land befördert. Fragesteller und auch ich wussten dadurch: Das interessiert Viele!

Ich bedanke mich bei Ihnen für Ihr Vertrauen und die vielen interessanten Fragen und Einschätzungen.

Herzlichst

Ihr

Matthias Platzeck

Beantwortet
Autor U. Tielscher am 30. April 2010
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Bildung

Einstellung des Fernstudienganges MÖ/PP

Eisenhüttenstadt, 30. Apr. 2010

Sehr geehrter Herr Platzeck,

uns erreichte die alarmierende Nachricht, dass die Charité plant, den berufsbegleitenden Studiengang zum Dipl. Med. Päd. bzw. Dipl. Pfleg. Päd. ab dem Wintersemester 2010 nicht mehr weiterzuführen.
Der Studiengang war und ist immer gut ausgelastet. In den letzten Jahren waren durchschnittlich 16 Semester Wartezeit bis zur Zulassung zu verzeichnen.
Folgt man den Verlautbarungen dazu, sind nur interne Überlegungen angestellt worden. Eine offene Diskussion hat leider nicht stattgefunden.
Erforderliche Umstrukturierungen des Studienganges stehen außer Zweifel, rechtfertigen jedoch nicht dessen Einstellung.
Die katastrophalen Folgen für die Ausbildung des Pflegepersonals an den Medizinischen Schulen finden nicht einmal ansatzweise Beachtung. Die Entscheidungsträger sind nicht die unmittelbar Betroffenen, Leidtragende sind die Pflegebedürftigen. Nur mit gut ausgebildetem und ausreichendem Lehrpersonal kann die hohe Qualität der Pflegeausbildung gehalten werden. Die Aufstockung des Präsenzstudienganges ist lobenswert.

Die Erfahrungen der letzten Jahre an den Schulen belegen, dass fast alle Lehrkräfte ihre Qualifizierung über den berufsbegleitenden Studiengang erworben haben, sich Direktstudenten selten an den Schulen für Gesundheitsberufe im Land Brandenburg bewerben und Stellenausschreibungen meist erfolglos bleiben.

Ein weiterer und wichtiger Aspekt sollte nicht vernachlässigt werden. Das berufsbegleitende Studium ist besonders für Frauen eine Möglichkeit, Familie und Qualifizierung zu vereinbaren.

Wir bitten Sie alle daran mitzuwirken, die sich abzeichnende Fehlentscheidung zu verhindern und damit die deutlich absehbaren Schäden.
Wir halten es dringend für wünschenswert, dass Vertreter der Länder aber auch der Schulen als unmittelbar oder mittelbar Betroffene am Entscheidungsprozess beteiligt werden und somit eine bestmögliche Lösung im Sinne aller zu erzielen.

Die Zeit drängt. Wir erwarten, dass Sie uns über eingeleitete Aktivitäten unterrichten.

Mit freundlichen Grüßen

Dorothea Giese
Vorsitzende der Landesarbeits-
gemeinschaft für Lehrerinnen und
Lehrer für Pflegeberufe Brandenburg e. V. Hannelore Nauschütz
Vorsitzende der Landesarbeitsgemeinschaft der Altenpflegeschulen im Land Brandenburg e. V.

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Antwort
von Matthias Platzeck am 02. August 2010
Matthias Platzeck

Sehr geehrte Frau Giese,

vielen Dank für Ihren Beitrag, in dem Sie die drohende Einstellung des berufsbegleitenden Studiengangs Medizin- und Pflegepädagogik an der Charite Berlin und die negativen Folgen für die Pflegeausbildung in Brandenburg thematisieren.

Ihr Anliegen, ein möglichst hohes Qualitätsniveau in Medizin und Pflege zu ermöglichen, teile ich in vollem Umfang. Allerdings ist die Charité Herr des Verfahrens. Im Rahmen der Hochschulautonomie kann sie bei Vorliegen nachvollziehbarer Argumente eigene Entscheidungen treffen. Die Charité hat mitgeteilt, dass sie den o.g. Fernstudiengang einstellen wird. Dies sei vor allem wegen fehlender finanzieller und personeller Ressourcen notwendig. Somit steht in den nächsten Jahren ausschließlich ein Präsenzstudiengang in Berlin zur Verfügung, der zum Masterabschluss führt.

Die in Brandenburg zuständigen Ministerien haben sich unmittelbar nach Bekanntwerden der beabsichtigten Einstellung bereits Ende April 2010 an den Dekan der Charité und die zuständigen Ressorts in Berlin mit der eindringlichen Bitte gewandt, die Ent­scheidung nochmals zu überdenken. Auch wurde darauf hingewiesen, dass ein Präsenzstudiengang nicht für alle Beschäftigten ein adäquates Angebot ist.

In ihrer Antwort hat die Charité Verständnis für die Brandenburger Belange bekundet und die Bereitschaft zu einem Gespräch signalisiert, um zu einer tragfähigen und zukunftsfähigen Lösung für den anste­henden Reform- und Modernisierungsprozess in der Medizin- und Pflegepädagogik zu gelangen. An der Schließung des genannten berufsbegleitenden Studiengangs hält sie allerdings fest. Begründung aus Berlin: Die vorhandenen finanziellen und personellen Ressourcen müssten gebündelt werden, u.a. um die Umstellung des jetzigen modularisierten Diplomstudiengangs auf einen Bachelor- und Masterstudiengang sowie die erforderliche Akkreditierung zu bewältigen. Die Charité sieht die aktuelle Maßnahme als eine unerfreuliche, letztlich aber unumgängliche Über­gangslösung an, ohne ihr jedoch eine präjudizierende Wirkung zuschreiben zu wollen. Ob und in welcher Form die neuen konsekutiven Studiengänge Fernstudien- und Teilzeitstudienmöglichkei­ten oder sonstige innovative Angebote (etwa duale Studiengangsmodelle) erlauben, ist derzeit noch offen.

Über diese Entwicklung hat nach meinen Recherchen das Ministerium für Arbeit, Soziales, Frauen und Familie die Landesarbeitsgemeinschaft fortlaufend informiert. Außerdem werden Sie meines Wissens in einem Gespräch mit Herrn Minister Baaske am 23. August 2010 das Thema weiter vertiefen. Ich gehe davon aus, dass es gemeinsam gelingen wird, eine tragfähige Lösung für die Zukunft zu erarbeiten.

Mit freundlichen Grüßen