Sehr geehrte Frau Naumann,
ich bin Ihnen sehr dankbar für Ihren Beitrag in meinem Onlineportal – führt er doch nachfühlbar vor Augen, dass der neue Flughafen Berlin Brandenburg nicht allein aus finanziellen und wirtschaftlichen Erwägungen so zügig wie möglich „ans Netz“ gehen muss. Denn bei allen Hausaufgaben, die wir für einen deutschlandweit vorbildhaften Lärmschutz im Umfeld des Standortes Schönefeld noch zu erledigen haben, darf eines doch nicht in Vergessenheit geraten: Durch den Wegfall der alten Flughäfen Tempelhof und Tegel werden auch Hunderttausende Bürgerinnen und Bürger in der dicht besiedelten Metropolregion entlastet. Ihre Familie, verehrte Frau Naumann, wird dazu gehören.
Dass der Zukunftsblick Ihre Sorgen von heute kaum mildert, kann ich sehr gut verstehen. Wie Sie wenden sich zurzeit nicht wenige Bürgerinnen und Bürger mit Ihren Sorgen um den zunehmenden Fluglärm im Tegeler Umkreis an mich. Vor allem nachts fühlen sich viele Menschen mehr denn je durch Flugzeuge belästigt. Und die kürzlich vom Berliner Senat veröffentlichten Zahlen zu nächtlichen Ausnahmefluggenehmigungen belegen es auch: Seit der verschobenen Eröffnung des BER im Vorjahr muss Tegel auch in Randzeiten hart an die Grenzen gehen, um den anfallenden Flugverkehr bewältigen zu können. Das ist eine sehr unglückliche Situation, die wir gern vermieden hätten. Deshalb muss der Blick nach vorn gerichtet und alle Kraft auf die Fertigstellung des neuen Flughafens gelenkt werden. Das sichere ich Ihnen als Ministerpräsident des Landes Brandenburg und als Vorsitzender des Aufsichtsrates der Flughafen Berlin Brandenburg GmbH zu.
Sehr geehrte Frau Naumann, Ihre Frage nach Lärmschutzmaßnahmen oder Entschädigungsleistungen für Sie und vergleichbar Betroffene will ich ebenso ehrlich beantworten. Eine Chance für neuen Schallschutz sehe ich nicht. So nachvollziehbar Ihr Unmut über die zunehmenden Belastungen des Altflughafens Tegel auch ist: Der „Otto Lilienthal“-Airport ist ein Auslaufmodell und wird im Zusammenhang mit der Inbetriebnahme des BER in absehbarer Zeit seine Tore schließen. Abgesehen von der technischen Frage, ob das an einem Tag geschieht oder ob ein vorübergehender Parallelbetrieb nötig wird, kann ich Ihnen nur raten, sich von anders lautenden Forderungen und Initiativen nicht beirren zu lassen. Für Tegel gelten eindeutig die Berliner Schließungsbeschlüsse, und die werden weder von Brandenburg oder dem Bund, noch von Berlin selbst in Frage gestellt. Ganz im Gegenteil: Erst kürzlich hat der Senat den „Masterplan TXL“ beschlossen. Er sieht für das 460 Hektar große alte Flughafenareal viel vor. Einen Forschungs- und Industriepark, ein Wohnquartier samt Landschaftspark. Aber keine Flugzeuge.
Abschließend noch ein Wort zu der Frage, die mich aktuell wohl am häufigsten erreicht: Wann wird der neue Flughafen Berlin Brandenburg eröffnet? Mein Ziel war und ist es, noch in diesem Jahr einen Termin nennen zu können. Aber bitte haben Sie Verständnis dafür, dass ich Ihrem Wunsch nach einem klärenden Wort im Detail noch nicht nachkommen kann. Wir alle haben erlebt, wozu die öffentlichen Schnellschüsse um den BER-Start in der Vergangenheit geführt haben. Deshalb ist es mir außerordentlich wichtig, dass ein Eröffnungstermin auf der Basis von gesicherten Erkenntnissen der Fachleute festgelegt wird. Nur so können wir verbindlich Klarheit schaffen. Ich bin sicher, dass das auch in Ihrem Sinne ist.
Mit freundlichen Grüßen
Matthias Platzeck
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