Sehr geehrte Damen und Herren,

wie Sie sicher aus den Medien erfahren haben, werde ich am 28. August vom Amt des Ministerpräsidenten zurücktreten. Deshalb wird es mir künftig nicht mehr möglich sein, Ihre Fragen an dieser Stelle zu beantworten. Der Bürgerdialog über das Onlineportal direktzu.de hat in den zurückliegenden Jahren eine Vielzahl von Anliegen und Problemen von Ihnen, den Bürgerinnen und Bürgern, thematisiert. Ich habe mich über die anhaltende Resonanz sehr gefreut. Sie dokumentierte Ihr Interesse am Lebensumfeld, aber auch an politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Fragen. Das Portal war für mich wichtiger Anzeiger, welche Sorgen, Probleme oder Anliegen die Menschen im Land bewegen. Es bot die Möglichkeit, politische Bewertungen aus der brandenburgischen Bevölkerung ungefiltert und direkt zu erfahren. Und ebenso offen und geradeheraus habe ich mich stets um Antwort bemüht. Für mich war darüber hinaus entscheidend, dass das Voting-Verfahren den öffentlichen Diskurs bei uns im Land befördert. Fragesteller und auch ich wussten dadurch: Das interessiert Viele!

Ich bedanke mich bei Ihnen für Ihr Vertrauen und die vielen interessanten Fragen und Einschätzungen.

Herzlichst

Ihr

Matthias Platzeck

Beantwortet
Autor Andrea Klähn am 27. Mai 2008
13037 Leser · 412 Stimmen (-3 / +409) · 0 Kommentare

Bildung

Keine 7. Klasse am Gymnasium in Wittstock

Sehr geehrter Herr Ministerpräsident Platzeck,

sicherlich haben Sie in den letzten Tagen etliche Briefe zum Thema – keine siebente Klasse am Wittstocker Gymnasium erhalten.

Auch ich bin eine betroffene Mutter und möchte mein Ärgernis zum Protest geben.
Meine Tochter müsste, wenn das Gymnasium die siebte Klasse nicht eröffnet, um 6.30 Uhr aus dem Haus gehen und mit der Stadtlinie zum Bahnhof fahren. Dort fährt der Bus um 6.58 Uhr nach Pritzwalk. In Pritzwalk muss meine Tochter dann ca. 1100 m bei Wind, Sturm, Schnee usw. zur Schule gehen, denn es fährt keine Buslinie vom Bahnhof zum Gymnasium.
Nimmt meine Tochter das Ganztagsangebot des Pritzwalkers Gymnasium an, dann hat sie Unterricht bis um 15.40 Uhr. Ansonsten hat sie zweimal die Woche bis 15.40 Uhr Unterricht und an den anderen Tagen endet die Schule für sie um 14.50 Uhr. Nun muss sie wieder zu Fuß zum Bahnhof gehen.
Von dort fährt der Zug um 16.38 Uhr nach Wittstock zurück. Zu Hause ist sie dann um 17.15 Uhr angekommen. Meine Tochter wäre 10 Stunden und 45 Minuten unterwegs und da wurde noch nicht für die Schule gelernt oder die Mappe gepackt.

Ich bitte Sie, Herr Ministerpräsident Platzeck, als Vater von drei Kindern, die Situation in Wittstock zu überdenken und uns eine Sondergenehmigung zu erteilen, denn wie soll meine Tochter schulische Höchstleistungen erbringen, wenn sie so spät nach Haus kommt.

Ich bitte Sie, Herr Ministerpräsident Platzeck, ändern Sie die Meinung vom Bildungsminister Rupprecht, dieser handelt mit einem unerträglichen Maß an Borniertheit und ich frage mich, ob meine Tochter nicht für seine Wahlperiode missbraucht wird.

Ich bitte Sie, Herr Ministerpräsident Platzeck, nehmen Sie meiner Tochter nicht die restliche Kindheit weg, indem sie eine mind. 50 Stunden Woche vollbringen muss, da muss meine Tochter mehr Zeit mit 12 Jahren verbringen, als Beschäftige im öffentlichen Dienst arbeiten dürfen.

Lassen Sie nicht nur meine Tochter untergehen, sondern auch mit ihr die anderen 41 Kindern.

Ich hoffe, Sie als Ministerpräsident des Landes Brandenburg, dass Sie uns nicht im Stich lassen und verbleibe
mit freundlichen Grüßen und auf ein positives Ergebnis hoffend
Andrea Klähn

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Antwort
von Matthias Platzeck am 24. Oktober 2008
Matthias Platzeck

Sehr geehrte Frau Klähn,

Ihr Anliegen ist zu einem Zeitpunkt bei direktzu erfolgreich gevotet worden, als das geschilderte Problem bereits gelöst werden konnte. Das hat mich veranlasst, die Regeln bei direktzu/Platzeck dahingehend zu ändern, dass nur noch maximal acht Wochen alte Anliegen gevotet werden können. Ich denke, es ist im Interesse aller, die sich an diesem Portal beteiligen, Antworten auf aktuelle Fragen und Entwicklungen zu erhalten und nicht auf solche, die bereits geklärt sind beziehungsweise deren Ursprung lange zurück liegt.

Doch nun zu Ihrer konkreten Frage: Wie Sie wissen, wurde dem Wunsch vieler Betroffener in Wittstock inzwischen entsprochen, und eine 7. Jahrgangsstufe für das Schuljahr 2008/2009 ist eingerichtet. Gestatten Sie mir dennoch ein paar Anmerkungen. Ich verhehle nicht, dass die Entscheidung schwierig war, weil für das Gymnasium in Wittstock zu wenige Anmeldungen vorlagen. Bei diesem Abwägungsprozess spielten genau die Fragen eine zentrale Rolle, die Sie in Ihrem Brief so eindringlich schildern. Es ist in der Tat so, dass die tägliche Belastung der Schülerinnen und Schüler durch die künftigen langen Schulwege im Landkreis Ostprignitz-Ruppin zu hoch geworden wäre. Aus diesem Grund hatte das Bildungsministerium die gesamte Situation noch einmal neu bewertet und am Ende entschieden, für das Gymnasium Wittstock eine Ausnahmegenehmigung zu erteilen. So wie die Dinge liegen, gehe ich davon aus, dass die getroffene Entscheidung in Ihrem Sinne war.

Sicher werden für künftige Anmeldungen am Gymnasium auch Profil und Qualität der Schule ausschlaggebend sein. Mit einem „Tag der offenen Tür“ im Dezember dieses Jahres will das Wittstocker Gymnasium für sich werben und hat dazu – wie ich höre - auch Bildungsminister Holger Rupprecht eingeladen. Ich wünsche Ihnen und anderen engagierten Wittstocker Eltern von ganzem Herzen, dass die Kampagne der Schule so erfolgreich sein wird, dass sie sich auch in ausreichenden Anmeldezahlen für das neue Schuljahr niederschlägt.

Mit freundlichem Gruß

Matthias Platzeck