Sehr geehrte Damen und Herren,

wie Sie sicher aus den Medien erfahren haben, werde ich am 28. August vom Amt des Ministerpräsidenten zurücktreten. Deshalb wird es mir künftig nicht mehr möglich sein, Ihre Fragen an dieser Stelle zu beantworten. Der Bürgerdialog über das Onlineportal direktzu.de hat in den zurückliegenden Jahren eine Vielzahl von Anliegen und Problemen von Ihnen, den Bürgerinnen und Bürgern, thematisiert. Ich habe mich über die anhaltende Resonanz sehr gefreut. Sie dokumentierte Ihr Interesse am Lebensumfeld, aber auch an politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Fragen. Das Portal war für mich wichtiger Anzeiger, welche Sorgen, Probleme oder Anliegen die Menschen im Land bewegen. Es bot die Möglichkeit, politische Bewertungen aus der brandenburgischen Bevölkerung ungefiltert und direkt zu erfahren. Und ebenso offen und geradeheraus habe ich mich stets um Antwort bemüht. Für mich war darüber hinaus entscheidend, dass das Voting-Verfahren den öffentlichen Diskurs bei uns im Land befördert. Fragesteller und auch ich wussten dadurch: Das interessiert Viele!

Ich bedanke mich bei Ihnen für Ihr Vertrauen und die vielen interessanten Fragen und Einschätzungen.

Herzlichst

Ihr

Matthias Platzeck

Archiviert
Autor Helmut Krüger am 26. März 2012
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Wirtschaft

Politik mit persönlicher Handschrift; Sachzwang-Politik kann Mc Kinsey besser

Geehrter Herr Ministerpräsident,
sehr geehrter und lieber Matthias Platzeck,

so, in dieser Art der Anrede will ich es weiterhin halten.

Die Wenigsten würden mit Ihnen tauschen wollen, was das Dasein zwischen Baum und Borke angeht und je entwickelter und ausgefeilter die Kommunkationsmittel, desto extremer wird das m. E.

Dennoch, so glaube ich, wächst die Glaubwürdigkeit und die Substanz von Politik gerade dadurch, dass sie eine unverkennbare, vom individuellen Menschen ausgehende Handschrift trägt, jenseits der Verwechselbarkeit und Austauschbarkeit, die dann Unterschiede nur noch im Sinne von public-relations-Formulierungen kennt.

Ich empfinde es so, dass viel Unzufriedenheit gerade hieraus resultiert.

Lieber wählen Menschen einen, mit dem sie nicht ganz und gar übereinstimmen, der sagt aber ehrlich seine unverkennbare Meinung, als dass sie einen wählten, wo sie gar nicht wissen, wofür (und wogegen) der eigentlich steht.

Je mehr Sachzwänge bemüht und angeführt werden, desto mehr ist die Ununterscheidbarkeit da, die allerdings von unpolitischen Technokraten-Kabinetten ohne parteipolitische Rücksichtnahmen zehnmal besser gemeistert werden können.

Ich glaube, dass Politik mutiger sein muss; mutiger, die eigenen überzeugenden Entscheidungen zu finden und sie zu vertreten. Das betrifft am Beispiel Schönefeld die Entscheidung für den Flughafen an diesem Standort, so lange geflogen wird und Menschen Wege sich sparen wollen; wenn das zurück geht irgendwann, dann glaubhaft anders und das betrifft aber auch die Brust gegenüber den Betreibern, auf ein Nachtflugverbot von 22 bis 6 Uhr zu dringen und nicht noch mehr Flugverkehr auf diesen im Prinzip ungeeigneten Standort zu ziehen.

Keiner meidet Berlin oder Brandenburg, der dort wirklich hin will und wer nicht dort hin will, der soll woanders hin gehen. So kann das Schule machen, reihum. Die "Halbseidenen" erwarten, dass ihnen Menschen nachlaufen, die Soliden kommen fast von selber.

Was ist - jenseits der Sachzwang-Politik - unverwechselbar Brandenburg?

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