Sehr geehrter Herr Voss,
in dieser Woche habe ich es mit zwei Wortmeldungen zu ein und derselben Personalie zu tun, der Bestellung von Hartmut Mehdorn zum Vorsitzenden der Geschäftsführung unserer Flughafengesellschaft. Und die Äußerungen könnten gegensätzlicher kaum sein. Hier Dank und Gratulation von Ihnen zur Entscheidung, dort – in dem ebenfalls bestgevoteten Beitrag von Herrn Schreiber – Entsetzen und Enttäuschung. Bevor ich Ihre Frage beantworte, gestatten Sie mir aber noch ein persönliches Wort, einen Glückwunsch zu Ihrem mittlerweile vierten erfolgreichen „Direkt zu“-Beitrag in diesem Jahr. Sie treffen mit Ihren Themen offenbar den Nerv der direktzu-Gemeinde! Es sind besonders Ihre Fragen zum BER, die erfolgreich sind. Vielleicht gerade, weil Sie polarisieren? Nicht nur. Denn ich spüre trotz aller Schwierigkeiten und Herausforderungen nach wie vor viel Interesse und Neugier bei Ihnen und vielen anderen, wenn es um die Entwicklung unseres neuen Flughafens Berlin Brandenburg geht. Das gibt Motivation für meine und unsere so wichtige Aufgabe, dem BER endlich an den Start und zum Erfolg zu verhelfen.
Doch nun zum Kern Ihrer Überlegungen. Ihrem Vorschlag, den neuen Airport jetzt aufzugeben und den Flugverkehr stattdessen weiter über die Altflughäfen in Tegel und Schönefeld abzuwickeln, kann ich offen gestanden überhaupt nicht folgen. Und ich bin sicher, sehr geehrter Herr Voss, dass Sie als aufmerksamer Stammgast auf meinem Portal von dieser Antwort kaum überrascht sein werden. Denn auch an schwierigen Wegpunkten der jüngeren Entstehungsgeschichte des BER habe ich in dieser Sache nie Zweifel angemeldet: Der Flughafen Berlin Brandenburg, in den mittlerweile annähernd vier Milliarden Euro investiert wurden, ist nicht mehr verhandelbar. Er ist unsere Zukunft!
Und von einer seriösen und verantwortungsvollen Politik dürfen die Menschen in Brandenburg und Berlin mit Recht einfordern, dass alle Voraussetzungen geschaffen werden, unsere gemeinsame Metropolregion auch für künftige Generationen als anziehende und lebenswerte, weil wirtschaftlich erfolgreiche Heimat im Herzen Europas voranzubringen. Und dazu gehört, international mit einer leistungsstarken Infrastruktur Schritt halten zu können. Der Flughafen Berlin Brandenburg wird ein Garant dafür sein.
Noch ein ernstes Wort zu Tegel: Mich ärgert, wie zurzeit mit wilden Spekulationen über einen längeren Betrieb des alten Haupfstadtflughafens in Kauf genommen wird, dass Hunderttausende Menschen im Berliner Nordwesten und im angrenzenden Brandenburg verunsichert werden. Ich hoffe, dass mit solcher Art „Liebeserklärungen“ auch in der Flughafen- gesellschaft künftig sensibler umgegangen wird. Denn es gilt, was einmal Voraussetzung für die Planungen des neuen Single-Flughafens am Standort Schönefeld war. Wenn der BER ans Netz geht, muss Tegel mit ca. sechs Monaten Nachlauf geschlossen werden.
Abgesehen von der Diskussion, ob diese Übergangsfrist bei einer gleitenden Eröffnung auch um einige Wochen oder Monate verlängert werden könnte, wird ein darüber hinaus gehender Parallelbetrieb weder von Brandenburg oder Berlin, noch vom Bund als drittem Gesellschafter befürwortet.
Mit freundlichen Grüßen
Matthias Platzeck
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