Sehr geehrte Damen und Herren,

wie Sie sicher aus den Medien erfahren haben, werde ich am 28. August vom Amt des Ministerpräsidenten zurücktreten. Deshalb wird es mir künftig nicht mehr möglich sein, Ihre Fragen an dieser Stelle zu beantworten. Der Bürgerdialog über das Onlineportal direktzu.de hat in den zurückliegenden Jahren eine Vielzahl von Anliegen und Problemen von Ihnen, den Bürgerinnen und Bürgern, thematisiert. Ich habe mich über die anhaltende Resonanz sehr gefreut. Sie dokumentierte Ihr Interesse am Lebensumfeld, aber auch an politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Fragen. Das Portal war für mich wichtiger Anzeiger, welche Sorgen, Probleme oder Anliegen die Menschen im Land bewegen. Es bot die Möglichkeit, politische Bewertungen aus der brandenburgischen Bevölkerung ungefiltert und direkt zu erfahren. Und ebenso offen und geradeheraus habe ich mich stets um Antwort bemüht. Für mich war darüber hinaus entscheidend, dass das Voting-Verfahren den öffentlichen Diskurs bei uns im Land befördert. Fragesteller und auch ich wussten dadurch: Das interessiert Viele!

Ich bedanke mich bei Ihnen für Ihr Vertrauen und die vielen interessanten Fragen und Einschätzungen.

Herzlichst

Ihr

Matthias Platzeck

Archiviert
Autor Richard Volkmann am 18. Oktober 2008
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Sonstiges

Vermutetes Massengrab in Lieberose

Hochverehrter Herr Platzeck,

aus dem Fernsehen habe ich kürzlich davon erfahren, dass in dem Ort Lieberose im Landkreis Dahme-Spree in unmittelbarer Nachbarschaft der Gedenkstätte eines ehemaligen KZ-Außenlagers auf dem Grundstück eines Anwohners mit sehr großer Wahrscheinlichkeit ein Massengrab mit mindestens 700 Leichen hauptsächlich ermordeter Juden, aber auch sowjetischer Kriegsgefangener vermutet wird. Um dieses Grundstück ist seit Jahren ein heftiges juristisches Gezerre und zuletzt Gefeilsche entbrannt, das sowohl der Opfer als auch der ansonsten vorbildhaften Gedenkkultur des Landes Brandenburg absolut unwürdig ist.

Ich selbst bin Jude, wohne seit zwei Jahren in München, habe aber zuvor 16 Jahre in Sachsen und Sachsen-Anhalt gelebt und habe immer noch Freunde auch in Brandenburg (Senftenberg, Treuenbrietzen u.a.). Auch als Nicht-Brandenburger tut es mir in der Seele weh, wenn durch eine solche Posse der, wie ich feststelle, in den alten Bundesländern nach wie vor zementierte Eindruck bestätigt wird, im Osten werde mit nachwirkender DDR-Mentalität Missliebiges totgeschwiegen oder ausgesessen (Stichwort Neonazi-Attacken, welche es hier zwar ebenso gibt, die aber nicht so wahrgenommen werden). Es sind just solche Vorkommnisse, die Bundesländer wie Brandenburg, die eigentlich alles tun, um ihre Vergangenheit aufzuarbeiten, unnötig in ein schlechtes Licht rücken.
Damit kein falscher Eindruck entsteht - dies ist natürlich nur die eine Seite der Medaille. Das Andenken der Opfer, deren Gebeine vermutlich seit über 60 Jahren an der fraglichen Stelle vergraben liegen, ist so ungleich wichtiger als politische Überlegungen (welche ich der Vollständigkeit halber dennoch eingefügt habe), dass ich diesen Punkt nicht näher ausführen zu müssen glaube. Ich hoffe, Sie verstehen mich.

Was will ich nun von Ihnen? Mir ist bewusst, dass Sie nicht diktatorisch herrschen und Gerichtsurteile aufheben können, die Besitzer des Grundstückes das Recht zusprechen, Probegrabungen zu untersagen. Nach besagtem Urteil kam die Gemeinde auf ihn zu und wollte ihm das Grundstück abkaufen; seit Monaten schon feilschen beide Seiten, wenn ich das so salopp sagen darf, bis aufs Messer um den Preis. Ich würde mir wünschen, dass Sie an den Besitzer appellieren, das Angebot der Gemeinde anzunehmen und sein Grundstück zu verkaufen - um die entsetzliche jahrelange Hängepartie zu beenden.

Ich weiß, dass dies sehr viel verlangt ist, aber ich halte es nicht für zuviel.

Mit freundlichen Grüßen,
Richard Volkmann, München.

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