Sehr geehrte Damen und Herren,

wie Sie sicher aus den Medien erfahren haben, werde ich am 28. August vom Amt des Ministerpräsidenten zurücktreten. Deshalb wird es mir künftig nicht mehr möglich sein, Ihre Fragen an dieser Stelle zu beantworten. Der Bürgerdialog über das Onlineportal direktzu.de hat in den zurückliegenden Jahren eine Vielzahl von Anliegen und Problemen von Ihnen, den Bürgerinnen und Bürgern, thematisiert. Ich habe mich über die anhaltende Resonanz sehr gefreut. Sie dokumentierte Ihr Interesse am Lebensumfeld, aber auch an politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Fragen. Das Portal war für mich wichtiger Anzeiger, welche Sorgen, Probleme oder Anliegen die Menschen im Land bewegen. Es bot die Möglichkeit, politische Bewertungen aus der brandenburgischen Bevölkerung ungefiltert und direkt zu erfahren. Und ebenso offen und geradeheraus habe ich mich stets um Antwort bemüht. Für mich war darüber hinaus entscheidend, dass das Voting-Verfahren den öffentlichen Diskurs bei uns im Land befördert. Fragesteller und auch ich wussten dadurch: Das interessiert Viele!

Ich bedanke mich bei Ihnen für Ihr Vertrauen und die vielen interessanten Fragen und Einschätzungen.

Herzlichst

Ihr

Matthias Platzeck

Beantwortet
Autor Thomas Nowitzki am 16. April 2010
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Bildung

Umweltbegegnungsstätte Zippelsförde

Sehr geehrter Herr Ministerpräsident,

ich wende mich an Sie, weil Sie um die Probleme der Umweltbegegnungsstätte Zippelsförde wissen. Leider hat sich die Finanz- und Personalsituation dort nicht verbessert. Im Gegenteil, der Förderverein musste inzwischen Insolvenz anmelden.

In einem Gespräch mit dem zuständigen Schulamtsleiter und einem Vertreter des MBJS wurde dem Vorstand des Vereins personelle Unterstützung zugesagt die, wenn man der heutigen Presse glauben schenken darf, nun doch nicht mehr zu erwarten ist. Aber auch der Kreis OPR hat zur derzeitigen Situation entscheidend beigetragen. Durch gekürzte Zuschüsse und veränderte Abrechnungsmodi wird dem Verein die Arbeitsgrundlage entzogen.

Ich glaube viele Außenstehende denken, der Förderverein ruht sich auf dem "dicken" Finanzpolster des Kreises aus. Ich glaube sogar verstanden zu haben, dass mancher die Arbeit, die hier geleistet wird, als nicht pädagogisch einstuft. Da ich selbst mehrfach mit Klassen nach Zippelsförde gefahren bin und dort auch andere Lehrerfortbildungsangebote wahrgenommen habe, bin ich entsetzt, dass daran gezweifelt wird.

Die Umweltbegegnungsstätte Zippelsförde ist, so denke ich, eine bundesweit einmalige Lehrerfortbildungsstätte, in der man als Lehrer an der eigenen Klasse gezeigt bekommt, wie nachhaltige Bildung und Erziehung rahmenplankonform umgesetzt werden kann.

Der Verein hat in vielen Schreiben immer wieder auch Problemlösungen aufgezeigt, die eine Weiterführung der Arbeit ermöglichen würden. Leider hat sich bislang weder der Kreis OPR noch das MBJS eindeutig dazu bekannt.
Meine Frage lautet deshalb:
Ist ein Erhalt der Umweltbegegnungsstätte Zippelsförde, auch in Zeiten knapper Kassen, überhaupt erwünscht?
Es ist höchste Zeit für eine eindeutige Positionierung.

Mit freundlichen Grüßen
Thomas Nowitzki

+51

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Antwort
von Matthias Platzeck am 10. Juni 2010
Matthias Platzeck

Sehr geehrter Herr Nowitzki,

vielen Dank für Ihren engagierten Brief. Ich könnte es mir einfach machen und auf Ihre Frage mit einem einfachen und klaren JA antworten. Aber in Ihrer umfänglichen Schilderung der nicht ganz einfachen Situation machen Sie ja selbst deutlich, dass sich einige Fragen stellen, die auch beantwortet werden müssen.

Zunächst aber, sehr geehrter Herr Nowitzki, noch einmal klipp und klar: Das Land Brandenburg hat sich in der Vergangenheit eindeutig und stets positiv zur Umweltbegegnungsstätte Zippelsförde verhalten. So wird die Arbeit dort seit vielen Jahren durch Lehrkräfte unterstützt. Diese sind in dieser Zeit von der Tätigkeit in einer Schule freigestellt, werden aber weiter vom Land bezahlt. Eine Lehrerin arbeitet seit Jahren kontinuierlich mit einer dreiviertel Stelle in Zippelsförde. Eine weitere dreiviertel Stelle ist seit längerer Zeit vakant, nachdem sowohl die Bildungsstätte als auch die Lehrkraft ihre Zusammenarbeit nicht fortsetzen wollten. Auf eine Ausschreibung für die Nachfolge ging leider keine Bewerbung beim Staatlichen Schulamt Perleberg ein.

Zur Wahrheit gehört aber leider auch, dass sich die Zahl der Projekte mit Brandenburger Schulen in letzter Zeit nicht positiv entwickelt haben. Konkret heißt das, die Belegung durch Schulklassen aus öffentlichen Grundschulen und privaten Schulen ist bei weitem nicht ausreichend. Gleichwohl, so wurde mir versichert, sind sowohl das Bildungsministerium als auch das staatliche Schulamt bereit, auch künftig bis zu 1,5 Lehrerstellen für die Arbeit mit Schulklassen aus Brandenburg und ihren Lehrkräften in der Begegnungsstätte Zippelsförde einzusetzen. Meines Wissens hat auch die Kreisverwaltung ihren Zuschuss freigegeben, diesen aber zum Ausgleich eines Teils der offenen Forderungen einbehalten.

Ich finde es legitim, dass angesichts dieser Förderung die Angebote der Umweltbegegnungsstätte auch angemessen von öffentlichen Schulen in Brandenburg angenommen und genutzt werden müssen. Das schließt natürlich nicht aus, dass die Bildungsstätte darüber hinaus auch Schulen aus anderen Bundesländern, freie Träger und Kindertagesstätten beherbergen kann. Ich bin sicher, dabei werden seitens unseres Landes keine überzogenen Maßstäbe angelegt und übergangsweise auch die aktuellen wirtschaftlichen Probleme der Einrichtung berücksichtigt.

Nach meinen Informationen, sehr geehrter Herr Nowitzki, beabsichtigt das staatliche Schulamt unter diesen Voraussetzungen, die in Zippelsförde tätige Lehrkraft auch für das nächste Schuljahr freizustellen. Auch die vakante Stelle könnte neu besetzt werden, wenn die Umweltbegegnungsstätte von mehr Brandenburger Schulen als im letzten Jahr genutzt wird beziehungsweise entsprechende Anmeldungen vorliegen. Zuletzt ist dies dem Förderverein im Februar des Jahres noch einmal zugesagt worden. Die Begegnungsstätte kann dabei an der Auswahl geeigneter Bewerber mitwirken und dem staatlichen Schulamt eigene Vorschläge unterbreiten.

Sehr geehrter Herr Nowitzki, ich hoffe, es ist deutlich geworden, dass die Umweltbegegnungsstätte Zippelsförde vom Land Brandenburg nach Kräften unterstützt wurde und wird. Ich setze nun darauf, dass die Begegnungsstätte die keinesfalls überzogenen Voraussetzungen für die weitere Förderung erfüllt. Im Interesse einer guten Umwelterziehung hoffe ich sehr, dass dies gelingen möge.

Mit freundlichen Grüßen