Sehr geehrte Damen und Herren,

wie Sie sicher aus den Medien erfahren haben, werde ich am 28. August vom Amt des Ministerpräsidenten zurücktreten. Deshalb wird es mir künftig nicht mehr möglich sein, Ihre Fragen an dieser Stelle zu beantworten. Der Bürgerdialog über das Onlineportal direktzu.de hat in den zurückliegenden Jahren eine Vielzahl von Anliegen und Problemen von Ihnen, den Bürgerinnen und Bürgern, thematisiert. Ich habe mich über die anhaltende Resonanz sehr gefreut. Sie dokumentierte Ihr Interesse am Lebensumfeld, aber auch an politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Fragen. Das Portal war für mich wichtiger Anzeiger, welche Sorgen, Probleme oder Anliegen die Menschen im Land bewegen. Es bot die Möglichkeit, politische Bewertungen aus der brandenburgischen Bevölkerung ungefiltert und direkt zu erfahren. Und ebenso offen und geradeheraus habe ich mich stets um Antwort bemüht. Für mich war darüber hinaus entscheidend, dass das Voting-Verfahren den öffentlichen Diskurs bei uns im Land befördert. Fragesteller und auch ich wussten dadurch: Das interessiert Viele!

Ich bedanke mich bei Ihnen für Ihr Vertrauen und die vielen interessanten Fragen und Einschätzungen.

Herzlichst

Ihr

Matthias Platzeck

Beantwortet
Autor Karl Pregnitz am 21. August 2009
7256 Leser · 103 Stimmen (-4 / +99) · 0 Kommentare

Umwelt

Erhalt des Alleenbestands in Brandenburg

Sehr geehrter Ministerpräsident Platzeck,

Brandenburg ist bekannt für seine schönen Baumalleen. Wie Sie sicher mitbekommen haben, ist der Baumbestand in letzter Zeit allerdings ein wenig licht geworden. Offenbar nimmt die Landesregierung dies ohne weiteres in Kauf. Zukünftig sollen deutlich mehr Bäume gefällt als gepflanzt werden. Pilzbefall, Beschneidung etc. tun ihr übriges.

Ich möchte Sie fragen, Herr Platzeck: Werden Sie sich persönlich für einen Erhalt des Alleenbestands im Raum Brandenburg einsetzen? Ist es nicht möglich den Bestand zu erhalten und unter besonderen Schutz zu stellen?

Mit freundlichen Grüßen
Karl Pregnitz

+95

Über diesen Beitrag kann nicht mehr abgestimmt werden, da er bereits beantwortet wurde.

Antwort
von Matthias Platzeck am 14. Oktober 2009
Matthias Platzeck

Sehr geehrter Herr Pregnitz,

vielen Dank für Ihre engagierte Zuschrift. Ich teile mit Ihnen und vielen anderen Menschen die Freude über unseren einzigartigen Alleenbestand. Diese baumgesäumten Verkehrswege in Brandenburg sind nicht nur schön, sondern auch mit Abstand die längsten in ganz Deutschland. Ich will nicht mit Zahlen langweilen, aber einige wenige Angaben illustrieren diesen Naturschatz sehr anschaulich: Von den insgesamt 8.600 Kilometer Bundes- und Landesstraßen gelten bei uns gegenwärtig allein außerhalb von Ortschaften 2.344 Kilometer als Alleen.

Und, sehr geehrter Herr Pregnitz, das soll auch so bleiben! Deshalb hat der Landtag schon vor mehr als drei Jahren einen Beschluss zum Erhalt der brandenburgischen Alleen als kulturhistorischen Bestandteil unserer Landschaft gefasst und die Landesregierung aufgefordert, eine entsprechende Konzeption mit Handlungsempfehlungen für die nächsten Jahre zu erstellen.

Wichtig dazu war aus meiner Sicht zunächst eine Bestandsaufnahme. Diese besagt, dass die Bäume an den Alleen ein sehr unterschiedliches Alter aufweisen. Ein Teil stammt aus der Zeit vor 1914, vereinzelt sogar noch aus dem 19. Jahrhundert. Der mit etwa 70 Prozent größte Anteil wurde in den 30-er Jahren des vergangenen Jahrhunderts gepflanzt. Das war die Ausgangslage bei der Neugründung unseres Landes 1990. Erst danach gab es wieder nennenswerte Neupflanzungen. Diese diskontinuierlichen Pflanzperioden führen dazu, dass heute nicht selten die Bäume ganzer Alleen das Lebensende erreicht haben und als Straßenbaum nicht mehr taugen.

Vor diesem Hintergrund war die Praxis der bis dahin meist durchgeführten Einzelfällungen und Neuanpflanzungen im Verhältnis von eins zu eins zu überdenken. Nunmehr werden zu alte Alleebäume auch abschnittsweise gefällt und neu angepflanzt. Damit bleibt es auch künftig bei dem einheitlichen Alleenbild, auf das ja auch Sie mit Recht so großen Wert legen. Außerdem kann eine höhere Wirtschaftlichkeit bei den notwendigen Arbeiten erreicht werden.

Dabei, und das treibt Sie, sehr geehrter Herr Prenitz, sicherlich um, kann in solchen Fällen der Eindruck entstehen, die Alleen verschwänden so nach und nach. Ich versichere Ihnen: das ist nicht der Fall! Kurzfristig wird es zwar zu einer Reduzierung der Alleenbäume kommen, mittelfristig werden aber mehr von ihnen stehen als heute.

Die Alleenkonzeption der Landesregierung für die Bundes- und Landesstraßen soll darüber hinaus auch die Landkreise und Gemeinden anregen, für die Straßen in ihrer Verantwortung ähnliche Konzepte für die Entwicklung und den Erhalt des Alleenbestandes zu erstellen. Ich versichere Ihnen, die Landesregierung steht zum Erhalt der einzigartigen Alleen in unserem Brandenburg und tut einiges dafür, dass dieser kulturhistorische Schatz auch für kommende Generationen erhalten bleibt, ohne dass der Straßenverkehr durch morsche Bäume gefährdet wird.

Mit freundlichem Gruß