Sehr geehrte Damen und Herren,

wie Sie sicher aus den Medien erfahren haben, werde ich am 28. August vom Amt des Ministerpräsidenten zurücktreten. Deshalb wird es mir künftig nicht mehr möglich sein, Ihre Fragen an dieser Stelle zu beantworten. Der Bürgerdialog über das Onlineportal direktzu.de hat in den zurückliegenden Jahren eine Vielzahl von Anliegen und Problemen von Ihnen, den Bürgerinnen und Bürgern, thematisiert. Ich habe mich über die anhaltende Resonanz sehr gefreut. Sie dokumentierte Ihr Interesse am Lebensumfeld, aber auch an politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Fragen. Das Portal war für mich wichtiger Anzeiger, welche Sorgen, Probleme oder Anliegen die Menschen im Land bewegen. Es bot die Möglichkeit, politische Bewertungen aus der brandenburgischen Bevölkerung ungefiltert und direkt zu erfahren. Und ebenso offen und geradeheraus habe ich mich stets um Antwort bemüht. Für mich war darüber hinaus entscheidend, dass das Voting-Verfahren den öffentlichen Diskurs bei uns im Land befördert. Fragesteller und auch ich wussten dadurch: Das interessiert Viele!

Ich bedanke mich bei Ihnen für Ihr Vertrauen und die vielen interessanten Fragen und Einschätzungen.

Herzlichst

Ihr

Matthias Platzeck

Beantwortet
Autor Erhard Neubert am 29. Oktober 2008
9638 Leser · 269 Stimmen (-13 / +256) · 0 Kommentare

Kunst und Kultur

Theaterprojekt "Staats-Sicherheiten" Hans-Otto-Theat

Erhard Neubert, Akazienallee 17, 15749 Mittenwalde

Lieber Matthias Platzeck,
obwohl ich seit 34 Jahren in der SPD bin, fällt mir die Begriffswahl "Genosse" sehr schwer, - deshalb das förmliche Du. Falls Du "Sie" mehr bevorzugst, habe ich halt bei dieser Mail Pech gehabt. Aber unter SPD - Leuten bleibe ich deshalb bei "DU".

Ich bin einer der ehemaligen Stasi-Häftlinge aus der Lindenstr. in Potsdam und wirke in den Theaterprojekt "Staats - Sicherheiten" am Hans-Otto-Theater" in Potsdam mit. Lea Rosh und Renate Kreibisch haben dieses Projekt zu verantworten, und Deine Staatskanzlei hat sich auch daran finanziell beteiligt.
Hoffentlich merkst Du, das ich deswegen meine Probleme mit dem Begriff "Genosse" habe, also mit Dir und Deiner Politik nichts zu tun hat.

Zwischenzeitlich war am 18.10. Premiere und heute die zweite Vorstellung. Auch wenn ich als Darsteller schnell in Gefahr bin etwas unkritisch zu unserer Leistung zu sein, so wage ich trotzdem das Urteil: Das Theaterstück war ein Riesenerfolg. Bereits im Vorfeld wurde in Zeitungen groß berichtet ( Besonders von der "Berliner Zeitung" solltest Du den Bericht vom 18.10.08 lesen) Auch der RBB berichtete ausführlich in "Brandenburg aktuell am 18.10.)
Die ersten Kritiken, die im Radio am 19.10. vom RBB gesendet wurden, waren schlicht weg- "Begeistert"
Aber warum schreibe ich Dir ?
Auf mehreren Internet-Seiten, die vorab von den Projekt berichteten, wurde auch Dein Kommen angekündigt. Nun kann ich mir denken, dass der Parteitag Dich terminlich daran wahrscheinlich gehindert hat.
Natürlich war besonders in dieser Woche Dein Terminkalender so voll, schon durch die "Horrornachrichten der Wirtschaft" bedingt, dass Du tatsächlich nicht konntest. Ich verzeihe Dir.
Nun bitte ich Dich trotzdem, vielleicht auch meiner Eitelkeit wegen, zu überprüfen, ob nicht doch noch ein Vorstellungstermin von Dir genutzt werden kann. Ich glaube tatsächlich, dass auf Grund des Erfolges und der tatsächlichen Medienpräsenz dies ein politisches Ereignis geworden ist.. Die "Linke" war am Premierenabend flexibler, da waren einige Prominente anwesend. Frag auch ruhig bei Deinen an den Abend anwesenden Ministerinnen nach, welche eventuellen Sogwirkungen dieses Theaterstück in der Öffentlichkeit bekommen kann.
Überleg es Dir. Eigentlich ist das Theaterstück auch ein Teil Deiner persönlichen Geschichte. Das ist jetzt persönlich gemeint und bezieht sich nicht auf Deiner Funktion.
Vielleicht hast Du auch einen kurzen Draht zum Oberbürgermeister der Stadt Potsdam. Vielleicht solltest Du ihn besonders auf den Artikel in der "Berliner Zeitung" hinweisen. Das Jacobi nicht anwesend war, ist schlicht weg kommunalpolitisch für die Stadt Potsdam ein Armutszeugnis.
Nun hoffe ich darauf, dass meine Mail nicht der Löschtaste zum Opfer fällt. Vielleicht erkennst Du tatsächlich die Notwendigkeit zum Kommen.
Eins kann ich Dir versprechen, der Abend wird für Dich spannend.
Vielleicht höre und lese ich was von Dir. Die Möglichkeit mich zu bewundern hast Du nur noch am 26.10. und 31.10. (Frankfurt). Das Theater plant zwar Wiederaufführungen im Januar oder später, hängt aber auch von den Finanzen ab.Denke daran, womöglich muss die Staatskanzlei noch mal Geld zuschießen, wenn Du erst im Januar kommen möchtest. Ob der Rechnungshof Dir das politisch ankreidet, musst Du verantworten.
Mit freundlichen Grüßen
Erhard Neubert

+243

Über diesen Beitrag kann nicht mehr abgestimmt werden, da er bereits beantwortet wurde.

Antwort
von Matthias Platzeck am 05. Januar 2009
Matthias Platzeck

Lieber Erhard,

Du siehst, Dein Beitrag ist nicht der Löschtaste zum Opfer gefallen, sondern hat 243 Akteure bewogen, für Dein Anliegen zu stimmen. Du hast damit beste Gelegenheit, in eigener Sache zu werben.

Wie ich den Medien entnommen habe, waren die ersten Aufführungen des Stückes "Staats-Sicherheiten" ein großer Erfolg. Von starkem Dokumentartheater war die Rede - Attribute wie kühl, scharf, nie sentimental oder demagogisch umschreiben die Aufführungen. Die Aufführungen haben wohl nicht nur die Theaterkritiker überzeugt, sondern auch das Publikum, das mit minutenlangem, tosendem Applaus, Standing Ovations und Bravo-Rufen bei der Uraufführung die Schauspieler und Ideengeber gefeiert hat. Nicht zuletzt deshalb wird "Staats-Sicherheiten" auch im Januar 2009 auf dem Spielplan des HOT zu sehen sein.

Die Staatskanzlei hielt das Vorhaben von Lea Rosh, ein geschichtspolitisches Theaterstück auf die Bühne zu bringen für sehr unterstützungswürdig und hat es dementsprechend finanziell gefördert. Es ist nach meiner Auffassung eine geeignete Form, der inzwischen oft anzutreffenden Verklärung der DDR-Geschichte in tauglicher Weise entgegen zu treten und die Geschichte der DDR als die Geschichte einer Diktatur zu thematisieren und zu begreifen.

Wie Du richtig in Deinem Schreiben bemerkt hast, hatte ich aufgrund des Sonderparteitages der SPD keine Gelegenheit, mir die Uraufführung anzuschauen. Ob ich im Januar 2009 eine der beiden geplanten Vorstellungen besuchen kann, vermag ich heute noch nicht zu sagen. Sobald sich jedoch eine Gelegenheit ergibt, werde ich das nachholen.

Dem Theaterstück und seinen Machern wünsche ich weiterhin viel Erfolg sowie viele interessierte und kritische Besucher.

Mit freundlichen Grüßen
Matthias Platzeck